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Alt 23.01.2003, 18:37
Gast
 
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Hallo an alle hier, hallo Brigitte!

Also ich finds ganz toll von Dir, wie Du Dich in Deiner Situation noch in die Lage von Deinem Mann versetzen kannst und auch von allen anderen Dir umstehenden. Du hast die Situation völlig erkannt: Es ist einfach in unserer Gesellschaft immer noch dieses Tabu, über Krankheit und Tod zu sprechen, dabei gehört es doch so sehr zum Leben! Jeder von uns kann damit konfrontiert werden. Bisher war ich im Forum für Betroffene, wollte etwas über die Behandlungsmethoden für Darmkrebs (meine Mama)erfahren, aber dieses Forum ist jetzt geeigneter, da meine Mutter inzwischen im Krankenhaus liegt und auch ich u. mein Vater voller Ängste sind. Sie hat Metastasen in Leber/Lunge u. Wirbelsäule, kann nur liegen (Bruchgefahr) und wird nochmal bestrahlt u. auch die Chemo wird weitergeführt (Xeloda wird intravenös gegeben, da sie keine Tablette mehr bei sich behält). Aber wenn ich sehe wie quälend die ganze Therapie ist, dann denke ich mir immer: Um welchen Preis das alles, nur für ein paar Wochen/Monate mehr? Ist nicht die Qualität des verbleibenden Lebens entscheidender als die Zahl der "gelebten" Tage? Auch meine Mutter versucht immer so tapfer zu sein, will von mir immer "positive" Dinge hören, was ihre Enkeltochter im Kindergarten macht, wie's bei mir auf der Arbeit geht usw. Nur über das "Eigentliche" (so nenn ich das immer) sprechen wir nie, und jedesmal nach einem Besuch habe ich das Gefühl, nicht "richtig" gesprochen zu haben. Ich habe solche Angst, dass der Zeitpunkt für solch ein Gespräch vielleicht nicht mehr kommt (wann ist er da?) und sie plötzlich nicht mehr da sein könnte. Aber ich kann mich ja auch nicht einfach an ihr Bett setzen u. sagen "so Mama, heute sprechen wir mal über deinen Krebs", versteht ihr das? Ich spiele das Spielchen mit, weine auch nicht vor ihr, aber das fällt mir so unendlich schwer. Ich wünschte, sie würde offener damit umgehen, aber ich muß das wohl so akzeptieren. Es ist aber auch ein Trost für mich, daß man nicht allein ist mit seiner Angst und es Euch auch so oder ähnlich geht!
Ganz viele liebe Grüße von
Cati
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