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Alt 05.04.2006, 00:09
Benutzerbild von Michaela68
Michaela68 Michaela68 ist offline
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Registriert seit: 01.09.2005
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Standard AW: Angehörige sucht Hilfe

Liebe Gertrud,

daß Du Thomas so vermisst, ist mehr als verständlich. Ich habe zwar keinen Partner verloren, aber als mein Opa verstarb, war alles anders. Schrecklich war es, daß meine Oma uns nicht Bescheid gegeben hat, daß es ihm so schlecht geht, ich konnte mich noch nicht einmal verabschieden. Seit er nicht mehr da ist, hat sich soviel verändert, sogar die ganze Familie ist auseinandergebrochen. Es wird auch noch nach Jahren wehtun, das wird sich wohl nie ändern. Komisch ist auch immer, daß oft die guten Menschen zuerst gehen müssen. Bei uns sind innerhalb von kürzester Zeit meine Oma an Lungenkrebs verstorben, dann mein Onkel an Lungenkrebs, mein anderer Onkel an Lungenkrebs, meine Tante im Zug an Herzversagen, zwei Katzen innerhalb 1 Woche, mein Opa und nun ja auch noch die Erkrankung meines Vaters. Seit dieser Zeit habe auch ich mich sehr verändert, lache nicht mehr soviel, bin ernster, hatte lange Zeit Depressionen, habe seitdem auch nicht mehr die Energie und den Antrieb, den ich damals mal hatte. Man ist innerlich sehr leer, es fehlt halt' was und das wird sich nicht ändern.

Ich weiß, daß Dir Thomas sehr fehlt, aber ich glaube, wenn Du Dir jeden Tag seine Stimme anhörst, wird Dein Schmerz immer größer, jedenfalls jetzt im Moment, es ist vielleicht einfach noch zu früh. Vielleicht hilft es Dir ja auch, aber mir würde es jedesmal einen Stich ins Herz versetzen. Versuche Dich abzulenken, Thomas wäre sicherlich auch traurig, wenn er sieht, wie Du Dich quälst. Ich habe mir damals einfach noch mehr Tiere angeschafft, um einigermaßen damit umzugehen, somit war ich wenigstens ein bißchen abgelenkt und hatte eine Aufgabe.

Vielleicht würde es helfen, wenn Du einen Trauertherapeuten aufsuchst, dies habe ich damals versäumt, was ich heute sehr bereue. Alleine ist es schwer, aus dem tiefen Loch hinauszukommen, ich habe es bis heute nicht geschafft, obwohl es schon 4 Jahre her ist, für mich jedoch, als wäre es vor kurzem gewesen.

Du hast vor 3 Wochen losgelassen, Thomas auch, weil Du ihm die Angst genommen hast, immer bei ihm warst und er Deine Liebe gespürt hat. Jetzt mußt Du Thomas den Gefallen tun, nicht zu resignieren. Er ist ja immmer an Deiner Seite, obwohl Du ihn nicht sehen kannst, das mußt Du Dir immer vor Augen halten.

Nimm Dir Deine Zeit zu trauern, aber versuche trotzdem, am Leben teilzunehmen.

Ganz liebe Grüße und sei herzlich gedrückt
Michaela