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Alt 15.06.2006, 16:11
Lisa48 Lisa48 ist offline
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Standard AW: Selbsthilfegruppe Zungenkarzinom

Hallo an alle,

ich bin nicht ganz neu in diesem Forum, aber habe mich nach der neuen Organisation des Forums nicht registriert und daher mich nur lesend beteiligt.

Meine Beiträge liegen ca. 2 Jahre zurück, nachdem ich im Februar 2004 die Zungenrandkarzinom-Diagnose T1 erhielt. Ich wurde operiert, Lymphdrüsen ausgeräumt, 1 Metastase verkapselt, und im Anschluß 6-wöchige Bestrahlung.

Auch bei mir waren die Schleimhäute dadurch sehr angeriffen, ich hatte gar keinen Geschmacksinn mehr und 20 kg abgenommen. Ich habe außer meiner engsten Familie niemanden unterrichtet, weil ich nicht ständig auf die Krankheit angesprochen werden wollte. Ich war 10 Tage im Krankenhaus und habe diesen Aufenthalt als Behandlung einer akuten, nicht ungefährlichen Kieferentzündung ausgegeben.

Während der gesamten Bestrahlungszeit habe ich voll gearbeitet. Das war ohne weiteres möglich. Jeder hatte Verständnis, dass ich Probleme mit dem Kiefer und den Zähnen habe und meine Sprache etwas nuschelig war.

Zwischenzeitlich nuschele ich nicht mehr (jedenfalls kaum noch hörbar, oder meine Umgebung hat sich einfach daran gewöhnt). Mein Geschmacksinn war ca. 2 Monate nach der Bestrahlung wieder vollständig hergestellt. Die Mundtrockenheit ist nicht ganz verschwunden, aber ich kann sehr gut damit leben. Entweder trinke ich parallel oder ich esse vornehmlich Lebensmittel, die an sich schon feucht sind. Mit Säure habe ich kein Problem.

Heute kann ich sagen, dass ich unglaubliches Glück hatte, dass ich vollständig zu meinem früheren "normalen" Leben zurückgekehrt bin und dass ich meinem Arzt glaube, der mir eine normale, krankheitsunabhänge Lebenserwartung prognostiziert hat.

Ich bin unendlich traurig, wenn ich die schweren Schicksale hier im Forum lese und bin fast ehrfürchtig vor diesen tapferen Lebensgefährten/innen, die diesen schmerzvollen Weg mitgehen.

Für alle "Neuen", die ihre Diagnose vielleicht gerade erst jetzt erhielten und verkraften müssen, möchte ich meinen Bericht hier einstellen und zeigen, dass diese Krankheit nicht immer so schmerzvoll und angsterfüllt verläuft. Ich will mit meinem Beispiel zeigen, dass es auch hoffnungsvolle Verläufe gibt, die es zulassen, zu einem erfreulichen Leben zurückzukehren.

Wer meine früheren Beiträge liest, sieht, dass ich lange geschwankt habe, die Bestrahlung durchzuführen, zumal unterschiedliche Ärzte unterschiedlicher Meinung waren. Ich bin sehr froh, mich dann aufgrund des Rates einer Schreiberin aus diesem Forum entschieden zu haben, die Bestrahlung auf mich zu nehmen. Die Angst, dass Mikro-Metastasen unterwegs sind, ist dadurch doch sehr viel weniger. Wenn ich heute - im nachhinein - nochmals entscheiden müßte, würde ich die Bestrahlung nochmals über mich ergehen lassen.

Ich wünsche allen eine angstfreie und schmerzlose Zeit, dass alle den endlich beginnenden Sommer geniessen können und die Verzweiflung nich überhand nimmt.

Liebe Grüße
Lisa
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