Hallo Rowa,
ja Du hast recht, dass man sich als "verrückt" ansieht, wenn man als Trauernder dies oder jenes tut und wie zum Teil versteinert handelt oder sich ritualisiert und manchmal zwanghaft verhält. Man ist ja auch ohne eigenes Zutun durch den Tod des geliebten Menschen in einer "Außenseiterrolle", die kaum den "Normalen" verständlich zu machen ist.
Vor mehr als sechs Jahren habe ich meine Frau durch Krebs verloren. Für uns kam das Abschiednehmenmüssen (Loslassenmüssen) vielleicht nicht mehr so überraschend. Es waren viele kleine Abschiede von den Dingen, die meiner Frau lieb und wert waren, von denen sie entschied, dass sie nun für sie keine Bedeutung mehr hatten. Wir konnten den schweren Weg gemeinsam gehen, sie ging durch die letzte TÜR, ich mußte(durfte) die Schwelle dieser Tür nicht überschreiten.
Jeder von uns Trauernden wird seinen eigenen Weg in und aus der Trauer finden müssen und genau der wird dann auch der richtige Weg für ihn sein.. Für mich gab es nicht anderes als die schmerzlichen beschwerlichen Spazierwege und Aufenthaltsorte (Klinik, Reha-Klinik, Hospiz) alle nochmals zu durchlaufen, um aktiv Trauern zu können. Dabei war ich ihr sehr nahe und es tat mir nach anfänglicher Überwindung sehr gut. Obwohl in der Wohnung sehr viel an sie erinnerte, mußte ich wenige Tage nach ihrem Tod Kleider und Schuhe weggeben wie auch Akten zum Krankheitsverlauf vernichten. Das war mir zu nah, zu unerbittlich, zu unwirklich "WIRKLICH", denn ihr Duft war überall noch drin.
Rituale helfen zu trauern, Trauern ist Arbeit und braucht viel Zeit und Geduld mit sich selbst. Der Trauer kann und muß ich mich stellen, sonst stellt sie mich.
Wenn Du magst, kann Du meinen eigenen Weg der Trauer in meinem Thread nachvollziehen, den ich Mitte 2003 begonnen und dann 2005/2006 fortgesetzt habe.
Siehe:
http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...ead.php?t=3807
Vielleicht ist es hilfreich für Dich, dass Du mit Deinen Gedanken, Deinen Gefühlen, Deiner Trauer nicht alleine bist und Deine Vorgehensweise aus Sicht der Trauernden ganz o.k. ist.
Ich wünsche Dir viel Kraft, Unabänderliches anzuerkennen, Trauer anzunehmen und das Leben neu zu gestalten.
Liebe Grüße
Shalom