Ich verstand nicht so ganz warum euch die Einschätzung von Gaby´s Ärzten zur Sentinel-Biopsie in ihrem Fall zweifelhaft erscheint und habe daher noch einmal nachgegoogelt und folgendes gefunden:
Der für die Sentinel-Biopsie geltende Standard ist im Konsensuspapier der Deutschen Gesellschaft für Senologie von 2003 festgelegt. Danach ist eine Wächterlymphknotenbiopsie möglich, wenn das Karzinom nicht größer als zwei Zentimeter ist und in der Achselhöhle keine Lymphknoten tastbar sind. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt die Patientin ist und wie der Tumor liegt.
Im Originaltext steht unter "möglicher Indikation nach individueller Abwägung" noch, "Tumoren 2-3 cm", und dann noch ganz klein gedruckt als Fussnote "unter Berücksichtigung des individuellen Risikos .... unter Einschluss von Tumorgröße, Grading und L-Situation"
http://www.senologie.org/download/pd...r_sentinel.pdf
An diesem Standard orientieren sich die Brustzentren und so auch Gaby´s Ärzte. Ich habe noch fast eine Stunde weitergegoogelt um herauszufinden, ob dieser Standard von 2003 inzwischen von neueren Forschungsergebnissen vielleicht bereits "überholt" sein könnte, was die empfohlene maximale Tumorgröße angeht, habe aber nirgends Beiträge oder Diskussionen in die Richtung gefunden, z.B. auch nicht in einer Doktorarbeit an der Uni München zu diesem Thema von 2005.
zu den anderen Punkten:
So wie ich es verstanden habe ist der Stand der Wissenschaft, dass eine neoadjuvante Chemotherapie keinen direkten "Überlebens-Vorteil" gegenüber der adjuvanten Chemo hat. Sie wird vor allem dann angewandt, wenn dadurch vielleicht brusterhaltend operiert werden kann. Aber auch das funktioniert nicht in allen Fällen, weil der Tumor oftmals von innen her zerfällt anstatt sich gleichmäßig und total zurückzuziehen, sodass sicherheitshalber doch der gesamte ehemalige Tumorbereich entfernt werden muss. So wie ich das verstanden habe, wird Gaby ja sowieso brusterhaltend operiert, insofern scheint der Vorteil durch eine neoadjuvante Chemo in ihrem Fall eher gering zu sein, besonders wenn man bedenkt, dass bei Gaby außerdem ja wohl die Chance besteht, dass sie je nach Lymphknotenstatus vielleicht gar keine Chemo braucht.
Nach neo-adjuvanter Chemo kommt übrigens (zumindest beim Mammazentrum Kiel) eine Sentinel-Biopsie bei vormals größeren Tumoren trotz guter Remission nicht in Frage, weil man nicht weiß, wie die Chemo den Lymphknotenstatus beeinflusst (also ob dann die Wächterknoten-Logik noch stimmt).
Ich verstehe ja grundsätzlich euer Drängen zu einer Zweitmeinung, aber ich muss zugeben, dass ich mich in der Uni-Frauenklinik Kiel, nicht nur wegen meines Bauchgefühls sondern auch auf Grund ihres Rufs und meiner eigenen Einschätzung der dortigen Kompetenz (auch nach Studium des Sankt-Gallen-Konsensuses) auf Anhieb sehr gut aufgehoben fühlte und ich daher kein Bedürfnis nach einer Zweitmeinung hatte. Insofern möchte ich Gaby´s Haltung mal verteidigen!
Liebe Grüße
Susanne
P.S. ich würde mir übrigens auch die Eierstöcke rausnehmen lassen wenn dadurch eine größere Chance auf Heilung bestünde - und bei mir ist die Diagnose schon 7 Monate her!