AW: Leben zwischen Hoffnung und Angst
Liebe Lolle,
nein,eigentlich bin ich ganz ruhig, Christian war die ganze Nacht wach und macht sich Sorgen. Ich glaube einfach nicht mehr daran, daß dieses Don Quichote Kämpfen gegen Windmühlen wirklich was bringt, ich glaube, wir geraten jetzt in einen Strudel aus OP, Genesungsphase und während dessen bilden sich neue Kriegsschauplätze. Dadurch, daß die Lymphknoten in der Lunge Tumorgewebe im PET ausgewiesen haben, geht es nun einen Zahn schneller und ist nach meiner Meinung auch nicht mehr aufzuhalten. Irgendwie bin ich ganz ruhig, zwar mutlos aber nicht verzweifelt, hab seit der Diagnose aus dem PET nicht mal geweint, bin innerlich fast wie abgestorben, in mir tobt garnichts. Es ist alles einfach nur schwer, die Arme, die Beine, kann mich zu nichts motivieren. Heute nachmittag gehen wir zu einem Geburtstagsfest, habe es gerade noch geschafft, ein kleines Geschenk zu kaufen, ich müsste noch so viel tun, krieg den Hintern aber nicht hoch, sitz nur da und starre Löcher in die Luft. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich noch tun soll, damit wir mal einbischen Sonne am Horizont sehen können. Christian wartet immer noch auf die Monate der freien Zeit, aber ich glaube nicht, daß wir diese noch haben werden, ich hatte nun zwei Jahre nach Erstdiagnose, wenn ich mich nicht mehr operieren lasse, können wir vielleicht noch einen schönen Urlaub machen, wenn ich mich operieren lasse, kann es sein, daß ich diese Zeit garnicht mehr habe, denn nachdem ich mich dann von der 7. OP erholt habe, finden sich neue Herde im Körper, und dann ist ja noch die Knochenmeta am Steißbein, zwar noch nicht 100% bestätigt, aber mit meinem Glück, wage ich garnicht zu hoffen, daß sich am Mittwoch herausstellt, es war eine optische Täuschung.
Liebe Grüße von einer mutlosen
Jelly
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Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (Mark Twain)
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