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Alt 28.02.2003, 23:08
Gast
 
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Hi Mucki,
Danke für Deine Wünsche, gell? Ist lieb von Dir.

Hm-hm, das war eine sehr schöne Entscheidung von Dir, bis zum Schluss bei Deinem Lebenspartner zu bleiben und ihn zu begleiten. Ich bin sicher, er war darüber sehr glücklich.

Ich stelle mir gerade so vor, was Dein Partner da durchgemacht hat.
Und ich stelle mir gleichzeitig natürlich auch vor, was ich da durchmachen würde.
Da ich weiss, wie es ist, Krebs zu haben, kommt mir natürlich schon mal der Gedanke über diese Vorstellung, dass ich in genau die selbe Situation kommen könnte, wie Dein Lebenspartner. - Ohne jetzt gleich negativ zu denken, kommt halt dieser Gedanke von ganz alleine. (Bin unschuldig, mein Krebs "macht" mir solche Gedanken!)
Wenn ich jetzt also in der Situation wäre, wo ich "wüsste", dass ich nicht mehr lange Zeit hätte, wo es mir zwar keiner sagt, aber ich es auch noch zusätzlich allen "ansehen" würde, ... würde ich mir natürlich AUCH die Frage stellen:
Lohnt es sich jetzt überhaupt, DARÜBER noch mit meinen Angehörigen oder mit den Ärzten zu reden?

Es kann natürlich schon auch Furcht sein, vor dem "Darüber Reden" im letzten Moment, sich zu öffnen, und davor, "brutale" Wahrheiten erfahren zu müssen. So kann es zu einer reinen Verdrängung kommen.
Aber es kann auch was anderes sein:
Eine Art ... naja, letzte "Gelassenheit". Ein letztes "Geniessen" des Augenblickes, der Stunde, des Tages. Warum sollte man sich hier jetzt noch mit ernsten Themen beschäftigen? Wo es ja eh alle wissen? Wieso nicht einfach noch Lachen, und über belanglose Dinge mit Angehörigen reden können? Wieso jetzt noch mit dem Arzt so ein "brutales" Gespräch führen müssen?
Also dann doch lieber Schweigen, nichts sagen, ... und sich nicht belasten damit. Den Augenblick geniessen! - Naja, wieso nicht?

Das kann - in dieser Form - bestimmt auch schön sein. Es ist dann keine "Verdrängung" mehr, es ist bloss ... ja, ein letztes Geniessen.
Ich glaube, Dein Lebenspartner hat das so gemacht, Mucki. - Wenn er vor seinem Tode noch alle Therapien abgelehnt hat? Dann hat er noch echt "genossen". Jede Minute.

Diesen "Teil" kann ich gut nachvollziehen. Als Krebspatient überlegt man sich schon, ob man lieber mit "unnötigen" Behandlungen "leiden" will, ... oder ob man eben noch ohne all das Drumherum das Leben geniessen will.
Tja, auch sonst, wenn man mit einer Krebsdiagnose weiter lebt, sucht man sich auch jene Dinge aus, die einem gut tun, die einem Freude machen, man lebt das Leben ja viel bewusster. Wieso also nicht auch die letzten Tage?
Ich glaube, das hat schon was, hm-hm!

Oder wie denkst Du darüber?

Ganz liebe Grüssli
von der "krassen" Brigitte
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