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Alt 01.03.2003, 09:07
Gast
 
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Morgen Jutta,
Du bist aber früh wach (oder warst Du noch gar nicht schlafen?)...

Ja, so wie Du schreibst, ist es bei jedem Menschen individuell verschieden.

Das "Geniessen" oder dieses "noch einfach schön leben wollen" und sich mit "Liebe umgeben wollen", kommt aber sehr oft vor. Es ist eigentlich ein sehr wichtiger Punkt der Verarbeitung, es ist wohl die Akzeptanz.
Naja, man akzeptiert die Krankheit, und wie auch immer die Situation aussieht, fragt man sich: Okay, was fange ich jetzt noch damit an?
Nun, noch weitere "Bäume ausreissen" im Leben wird kaum noch möglich sein, also kehrt man irgendwie "in sich" und irgend ein Instinkt (oder ist es unsere Seele?) drängt uns zu einer Wachheit des Lebens. Und was ist das Leben in diesem Moment?
Der Augenblick. Das Jetzt und Hier. Die lieben Mitmenschen. Das kunterbunte Schöne um einen herum. Ganz intensiv. Man kann gar nicht anders und geniesst es. Oder man nimmt zumindest jeden einzelnen Augenblick viel bewusster als "Leben" auf.
Das IST schön. Auch wenn die Tatsache der Krankheit dahinter steht.

Und wenn jetzt jemand seine Krankheit Verdrängt, ... so hat dieses Verdrängen auch wieder verschiedene Gesichter. Die Seele KANN gar nicht verdrängen, nur der menschliche Verstand. Der menschliche Verstand aber muss schon sehr "scharf" sein, wenn er es schafft, die eigene Seele mit DIESER Krankheit vom Gegenteil zu "überlisten".
Das gibt es aber auch, ja.
Doch Verdrängung kann auch täuschen. Für Aussenstehende kann es wie eine Verdrängung aussehen, dabei ist es vielleicht sogar ... dieses Stillschweigen, UM zu geniessen? ... oder vielleicht ist es reine Rücksichtsnahme dem Angehörigen gegenüber?

Nun ja, liebe Jutta, was ich eigentlich schreiben wollte: Du hast schon sehr viel durchgemacht und sehr viel "begleitet". Und jetzt wirst Du möglicherweise selbst mit dieser Krankheit konfrontiert. Vielleicht auch nicht, Jutta, vielleicht sieht ja alles ganz gut aus.
Ich kann verstehen, dass Dein Herz und Dein Kopf im Moment nur leer ist, denn Du bist jetzt schon geschockt, obwohl noch gar nichts klar ist.
Doch SOLLTE es dann so sein, und Deine Diagnose wäre Krebs, so wirst Du - mit Deinen eigenen Erfahrungen - bereits einigermassen wissen, wie Du selbst damit umgehen kannst, wie Du mit Deiner Umgebung umgehen kannst. Zudem gibt es so viele Formen des Krebses, dass nicht jeder gleich sofort zum Tode führen muss. Es GIBT Chancen.
Aber warte vielleicht besser erst die Diagnose ab. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass das Ergebnis harmlos sein wird, okay? Und wenn Du Dich mitteilen willst, hier im Forum sind alle gerne füreinander da. Du bist also nicht alleine.

Ich grüsse Dich ganz lieb, und sende Dir eine dicke Umärmelung.
Die "krasse" Brigitte
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