Forum für Angehörige UND Betroffene
Hi Jutta,
also alles gutartig? Yeah, yeah, yeah!
Wusste doch, dass Du schon bald wieder hier schreibst, und gar nicht lange weg bist, hm-hm!
:-) :-) :-)
Tja, die menschliche Stärke! "Starke" Menschen sind eben immer stark, mag da kommen was will!
Wirklich?
Das ist für Aussenstehende wahrscheinlich wirklich sehr schwer zu beurteilen, selbst für Ärzte. Mein Hausarzt fragte mich am Anfang nach der Krebsdiagnose auch:
"Aber Sie hatten psychisch doch noch nie Probleme, oder?"
Naja, wobei ich seine Frage verneinen musste.
Es scheint dann ein Unglaube zu herrschen, DASS man plötzlich psychisch Probleme haben kann, auch wenn es "nur" eine Depression ist.
Aber mit Depressionen ist auch nicht gerade zu spassen!
Tja, welcher Arzt - wenn er nicht gerade Psychologe oder Psychiater ist - KANN eine Depression bei einem Menschen erkennen?
Meistens keiner. Sie merken erst nach einer längeren "Beobachtungs-Zeit", dass da mit dem Patienten was nicht stimmen kann. Wenn er immer über Schlaflosigkeit klagt. Oder über dauernde Müdigkeit. Über Konzentrationsprobleme. Über dieses plötzliche körperliche Leiden, oder jenes ... - Manche Ärzte checken es auch nie!
Natürlich IST man stark mit so einer Krebskrankheit. (In der Regel. Also wenn man damit leben muss.) Und dann, ... Depressionen hin oder her, die eigene Stärke ist aber eigentlich nur der Überlebenswille! Die Kraft, die in einem liegt. Man MUSS da durch, ausser wenn man gerade sonst irgendwie gerade lebensmüde wäre, aber in der Regel ist man das ja nicht, sondern man WILL leben.
Ist also der reine Lebenswille STÄRKE? Ist das nicht bloss ... hm, die Natur des Menschen?
Natürlich "täuscht" so ein gutes Auftreten schnell mal, Jutta, und so wie Du es bei Dir beschrieben hast, kann ich mir Dich jetzt richtig bildlich vorstellen, wie Du da mit Deinen 181 cm Grösse ein forsches und selbstbewusstes Auftreten an den Tag legst. (Grins!) Wenn Du dann auch noch kritisch bist, wirkt das NOCH stärker.
So ähnlich war ich auch (obwohl ich ein paar Zentimeter kleiner als Du bin), aber das hat offenbar schon gereicht. Und als ich mit meiner ellenlangen Frageliste ankam, war meine "Stärke" schon Beweis genug. So eine "Frage-Liste" schockt die Ärzte schon mal, man sieht ihnen den schweren Seufzer direkt ins Gesicht geschrieben, weil sie es nicht gewohnt sind, dass Patienten so viele FRAGEN stellen.
Fragen stellen bedeutet auch eine Art Stärke, auch wenn man's vielleicht nur schwer glauben kann. (Frauen fragen eher als Männer!) Also wer Fragen stellt, bekommt ja in der Regel auch Antworten. Und mit ANTWORTEN kann man eine MENGE anfangen! Man kann nämlich ENTSCHEIDEN! Yeah! Man zeigt somit seinen eigenen WILLEN. - Tja, und der KÖNNTE dann halt ein bisschen anders aussehen, als der Wille des Arztes? Ojeh!
Hui, deswegen "erscheint" man STARK!
Aber ich persönlich empfinde diesen Teil gar nicht als sooooo stark, ich empfinde es als ... ja, völlig menschlich. Ich hatte damals jedenfalls nicht das Gefühl, dass ich irgendwie STARK wäre ...!
Natürlich ist es "unbequem", selber zu entscheiden, und "bequemer", die Ärzte für einen entscheiden zu lassen. - Damit meine ich jetzt nicht, dass man NICHT auf die Ärzte hören soll, denn schliesslich sind SIE die Fachleute. Aber die Entscheidung - wie schon gesagt - liegt am Ende wirklich bei einem selbst.
Enscheiden müssen wir immer wieder im Leben mal. Manchmal sind es einfache Entscheidungen, manchmal aber auch sehr schwierige. Bedeutet dann also eine auch "Entscheidung" gleich STÄRKE?
Ich kann jetzt also stolz und selbstbewusst in einer Ärztepraxis erscheinen, mitsamt meiner Frage-Liste unter dem Arm, ... der Arzt sieht nur das Äussere, also glaubt er, da ist Stärke. In diesem Moment kann er sich nicht vorstellen, was in mir als Patientin vor sich geht. Mein klopfendes Herz sieht er nicht, meine Ängste sieht er nicht, meine eigene Ratlosigkeit, meine Zweifel, meine Angst vor seinen Antworten ...!
STÄRKE? - Hm, echt, das gehört doch wirklich alles zum Überlebenswillen. Rein menschlich.
Ich glaube, Du weisst, wie ich es meine, gell? Wir meinen wahrscheinlich beide daselbe.
Toll, dass Du jetzt gute Ärzte gehabt hast, die auch menschlich auf Dich eingegangen sind. Es ist doch sooooo wichtig! Egal, wie das Ergebnis einer Krankheit am Ende aussieht, die Ängste sind schliesslich trotzdem DA, nicht wahr?
Hey, ich drück Dich, feiere ein bisschen, gell? Lass es Dir gutgehen! Ich freu mich für Dich.
Ganz liebe Grüsse, yeah, yeah, yeah ...
von der "krassen" Brigitte
|