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Alt 14.10.2006, 14:45
Benutzerbild von Claudia Junold
Claudia Junold Claudia Junold ist offline
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Registriert seit: 10.05.2003
Ort: Bayreuth
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Standard AW: Malignes Melanom

Liebe Katrin und liebe Claudia,

ich sehe das eigentlich eher so wie Katrin. Die letzten dreieinhalb Jahre war ich mir bei meiner Diagnose immer sehr bewußt, daß das unbeschwerte Leben ein ganz schnelles Ende finde kann. Gerade deshalb habe ich wirklich jede Sekunde genützt und Träume verwirklicht. Ich bin ein Typ Mensch, der schon immer alles sehr intensiv gemacht hat, aber diese letzten Jahren nach meiner Diagnose waren die intensivsten meines Lebens und wunderschön! Daß bei mir die Metastasierung die Lymphbahn völlig übersprungen hat und gleich über die Blutbahn in die Organe gegangen ist, konnte man nicht vorhersehen, ebensowenig diese Progression, die sich jetzt bei den Hirnmetas gezeigt hat. Für mich war das Auftauchen der Organmetas aber der Zeitpunkt, an dem ich "mein Haus bestellt" habe. Bisher hatte ich es bewußt hinausgeschoben z.B. eine Sterbegeld- und Bestattungsversicherung abzuschließen. Das haben wir jetzt nachgeholt. Die Kinder wissen Bescheid, was es z.B. auch über die Lebensversicherungen meines Mannes usw. zu wissen gibt und ich habe das gute Gefühl alles geordnet zu haben. Jetzt kann ich es auch wieder beruhigt zur Seite legen. Ich war noch nie ein Mensch, der den Kopf in den Sand gesteckt hat, vielmehr will ich immer lieber ganz genau wissen, wo ich stehe und wie die Chancen sind. Auch wenn es für mich jetzt statistisch sehr schlecht aussieht, ist das kein Anlaß für mich die Flinte ins Korn zu werfen. Ich habe der Statistik ja schon mal ein Schnippchen geschlagen! Allerdings ging für mich schon immer Lebensqualität vor -quantität. So werde ich jetzt auf jeden Fall versuchen noch einige Dinge zu tun, die ich noch besonders gern erleben möchte, hoffe, daß mir das sowohl von der Zeit als auch vom Befinden her möglich sein wird - und wünsche mir dann, daß ich trotz allem noch seeeeeehr viel mehr Zeit habe. Vor den Metas hatten wir für den 10. Februar 2007 einen 5-Wochentrip nach Australien gebucht. Diese Tickets liegen immer noch hier - wir haben sie noch nicht zurückgegeben und werden das auch erst dann tun, wenn absolut klar sein sollte, daß wir diese Reise nicht mehr antreten können. Ich hab in meinem Leben schon mehr als ein Wunder erlebt, warum sollte es nicht noch eines geben, die Metastasierung hört plötzlich auf und ich darf friedlich vor mich hin leben? Klar, die Chancen stehen nicht sooo gut, aber ich werde mein Leben so teuer wie möglich verkaufen. Sollte dann die Zeit mal kommen, wo es kein Zurück mehr gibt, so habe ich genug Rückhalt in der der Familie und auch bei ganz besonders lieben und engen Freunden, daß ich es akzeptieren werde (müssen). Aber ich hoffe schwer, daß es bis dahin noch ganz viele positive und schöne Erlebnisse und ganz viel Zeit gibt!
Liebe Claudia, bitte mach Dir nicht so einen argen Kopf! Schau, ich steh doch an einer ganz anderen Stelle der Krankheit und zum Glück Du, liebe Katrin, auch immer noch! Aber gerade Du als alleinerziehende Mutter mußt eben auch klar sehen und Vorsorge treffen. Ich finde sowieso, Du bist nicht nur eine sehr attraktive, sondern auch eine sehr realistische Frau, die trotzdem nicht die Hoffnung aufgibt und leben will! So wie wir alle!

Sehr liebe Grüße

Claudia
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