Lieber Günter und mein Schatz
gestern war ein Horrortag. Die Lumbalpunktion war sehr unangenehm und ich hatte danach Rücken- und Kopfschmerzen der Art
ich wusste nicht wie ich liegen sollte und jedesmal wenn ich eingeschlafen bin hat es geklingelt oder das Telefon meiner Männer hat geklingelt oder die Nachbarskinder mussten vor dem Schlafzimmerfenster sich streiten in einem Ton und Lautstärke das man vom zuhören denkt die gehen sich an die Kehle. Ich wurde immer wütender und gleichzeitig immer trauriger. Ich hätte mir gewünscht das du mein Schatz bei mir gewesen wärst, so wie vor 5 Jahren wo ich schon einmal so eine Punktion hatte, du hattest die ganze Zeit neben mir gelegen und immer wieder in den Arm genommen und so vergingen die Stunden der Bettruhe wie im Flug. Gestern lag ich die ganze Zeit allein, der Fernseher lief, ein Buch neben mir und fühlte ich mich einsam. Nicht mal mein Hundi war da, der war mit meinen Männern mit da ich ja nicht alle 6 bis 8 Stunden raus konnte mit ihm. Ich habe dann mit meiner Chefin telefoniert und ihr gesagt das ich Montag wieder arbeiten will und sie hat widerwillig zugestimmt, sie hat gemerkt das ich die Arbeit brauche, aber sie hat gleich gesagt wenn sie merkt das es nicht geht schickt sie mir unverzüglich heim oder direkt ins Krankenhaus. Im Laufe der nächsten Woche werde ich das Ergebnis der Punktion erfahren, irgendwie weiß ich nur das die Ärzte gucken wollen ob onkologische Veränderungen im zentralen Nervensystem vorhanden sind nachdem innerhalb von nicht ganz 2 Monaten Metastasen in der Lunge fucherten. Ich habe Angst, eine Angst die ich nicht beschreiben kann.
Ich vermisse euch so sehr, das tut so sehr im Herzen weh, das es mir vorkommt als würde es bluten und langsam von Tag zu Tag ein Stück mehr zu sterben. Ich liebe euch und brauche euch doch. Wie soll ich kämpfen, wenn mir Kraft, Ausdauer und der eigentliche Wille zum kämpfen fehlt
ich kann nicht mehr, ich bin einfach zu müde zum kämpfen, ich will nicht den Rest meines Lebens mit Kämpfen und gleichzeitig trauern und traurig sein
eure traurige Nicole