AW: Rippenfellkrebs
Hallo Zusammen,
um allen Betroffenen und Angehörigen die nötigen Informationen weiterhin bereitzustellen und ggf. dadurch geeignete Hilfestellung zu geben, veröffentliche ich weiterhin die aktuellen Ereignisse im Kampf gegen Rippenfellkrebs. Bei meinem Vater hat sich entgegen aller Euphorie nun herausgestellt, dass es zu spät ist noch Stents (Katheter, die die Venen erweitern) zu setzten, das Risiko ist zu hoch, die Adern schon so weit verengt und auch teilweise verschlossen. Die Halsschlagader sitzt zu und bei der kleinsten Anstrengung erleidet er einen Hirnschlag oder einen Herzanfall. Das Blut sucht sich nun über die kleinsten Gefässe den Weg, um Herz und Gehirn zu versorgen. Überall treten blaue Adern unter Haut hervor.Er bekommt nun blutverdünnende Arznei, hat einen künstlichen Blasenausgang, bekommt seit 3 Tagen Entwässerungsspritzen und strikte Bettruhe, d.h. er darf sich nicht mehr bewegen und muss hochgestellt im Bett liegen. Sauerstoffgerät nach wie vor im Einsatz. Die Lage ist noch ernster.Es ist seltsam...ein auf und ein ab, Euphorie über die kleinsten Hoffnungen es besser werden zu lassen und Diseuphorie mit Schlag ins Gesicht über die realistischen Tatsachen, dass es nicht besser werden kann. Ein noch so schlimmer Zustand, der einen fast ohnmächtig vor Sorge und Angst macht, verändert sich nach ein paar Tagen in einen zwar schlimmen, aber annehmbaren, bzw. "normalen" Zustand.Es ist sehr kräftezehrend. Noch schlimmer ist, dass mein Vater dies alles bei normalen Bewusstsein erlebt, zusehen muss, wie er stirbt und er, wir oder irgendwer nichts dagegen unternimmt.Und das in kürzester Zeit.Heute hat die Ärztin ihm geraten, nicht mehr nach Hause, sondern in ein Hospitz zu gehen.Wir hatten Krankenbett und Waschstuhl bereits angefordert und jetzt das. Dort würde man ihm besser und schneller helfen können, falls sich eine wichtige Ader zusetzt oder er droht zu ersticken. Eigentlich geht es aber darum, dass die Ärztin sehr wohl weiss, was für ein qualvoller Tod ihm bevor steht und sie sowohl ihm als auch uns ersparen möchte, diesen Weg voller Angst und unwissen, sowie Hilflosigkeit gegenüber stehen zu müssen. Meine Mutter könnte es nicht aushalten ihn ersticken zu sehen. In einem Hospitz dürfen sie Beruhigungsmittel o.ä. geben, um ihm die ERlösung erträglicher zu machen. Er hat so viel Angst, dass er diese Möglichkeit wählen wird. Wobei wiederbelebende Massnahmen doch nur das Leiden vergrössern würden, aber er will nicht sterben.ER will einfach nicht und sucht selber nach jedem Strohhalm.Er hätte auch nicht geglaubt, aus dem Krankenhaus nicht mehr nach Hause zu können. Für uns, jedenfalls für mich ist das heute die schlimmste Nachricht seit Tagen.....er wird nicht bei uns zu Hause versterben und vielleicht wird man nicht da sein, wenn etwas passiert.Aber man sollte sich seinem Willen beugen.Als Tipp für die Angehörigen und Betroffenen: lasst frühzeitig im ThoraxCT und HalsCT prüfen, ob man frühzeitig Stents setzten kann. Besteht darauf!Erste Anzeichen können Schwindel, Luftnot und Verfärbungen/Verdickungen der Adern sein, sowie Wassereinlagerungen in Armen, Kopf und Händen.Es liegt nicht nur an den Nebenwirkungen oder Luftnot durch den Tumor.Es ist auch wichtig bei der Schmerztherapie nicht zu zimperlig zu sein. In Deutschland ist man vorsichtig mit Morphiumpflastern-alle 3 Tage wechseln oder zusätzliche Morphiumpräparate (Sevredol ist übrigens für Viele nicht verträglich)-in Amerika und anderen Ländern wird durchaus mehr verabreicht und auch öfter gewechselt. Niemand sollte Schmerzen erleiden. Man kann durchaus schon eher ein Pflaster wechseln oder höher einstufen.Antidepressiva sind notwendig!
Ich wünsche uns und euch viel Kraft und seid aufmerksam und informiert euch. Nutz jede verfügbare Zeit intensiv und lauft nicht davon.
Gospa
Geändert von Gospa (30.10.2006 um 20:57 Uhr)
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