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Alt 02.11.2006, 20:43
amoebe amoebe ist offline
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Registriert seit: 28.01.2006
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Standard AW: Selbsthilfegruppe Zungenkarzinom

liebe silverlady,

ja, du hast schon recht...ich weiß ja, dass es vermutlich so ist. es tut halt trotzdem verdammt weh, auch wenn ich es mit etwas abstand nachvollziehen kann, warum er womöglich so reagiert. schließlich geht es mir ja auch nicht gut in dieser situation. (wenn mein papa sich einmal nur einen bruchteil so viele gedanken um mich machen würde wie ich mir um ihn...das wäre schon fein. doch das wird wohl niemals der fall sein.)

ich war heute wieder bei meiner mama und bin ziemlich erschrocken, als ich sie gesehen habe: die eine backe ist geschwollen bis zum auge hinauf (das ist fast ganz geschlossen!), der mund und die nase sind schief (laut schwester sind das ödeme)...nach 45 minuten hatte meine mam schmerzen vom sprechen und ich hab gesagt, sie soll doch wieder etwas schlafen, wofür sie richtig dankbar war. sie will immer noch "funktionieren", unglaublich.

danach hab ich wieder mit der oberschwester gesprochen. morgen wird meiner mam mit ihrem einverständnis (!) eine magensonde gelegt, sie kann doch nichts mehr essen/trinken und darf auf keinen fall weiter abnehmen. ich habe erfahren, dass sie am hals gar nicht mehr bestrahlt wird (diesbezüglich hat sie mich also wirklich angelogen, vermutlich, um mich nicht zu beunruhigen), nächste woche, wenn die brustbestrahlungen fertig sind, wird sie verlegt und bekommt chemotherapie, palliativ. die metastasen am hals sind wieder etwas gewachsen, eine davon ist blaurot und sieht aus, als würde sie bald aufplatzen...vermutlich hat sie auch im hals bereits welche, die der grund für ihre heiserkeit sind, meint die schwester...heute wurde wieder ein röntgen gemacht.

mir gegenüber spielt meine mama noch immer die zuversichtliche, doch der schwester hat sie gesagt, es ist ihr ziel, die geburt ihres enkelkindes anfang mai (meine schwester ist schwanger) noch zu erleben...und dafür ist sie auch bereit, einer magensonde, dem pflegegeld und sogar einer heimhilfe zuzustimmen. die schwester hat ihr gesagt, ohne wird`s nicht gehen. und mir hat sie gesagt, dass es gut ist, wenn sie ein ziel hat, für das es sich zu kämpfen lohnt...doch sie wird es ziemlich sicher bis mai nicht mehr schaffen.

ich habe ein paarmal kräftig geschluckt und versucht, mich zusammenzureißen, doch am weg die stiegen runter bis zum auto sind mir die tränen nur so über die wangen geronnen. im auto habe ich dann mal so richtig geweint, laut und heftig, so weh es tut- es hat mich auch erleichtert. dafür bin ich meinem papa wieder dankbar, er hat es geschafft, bei mir den schutzwall aufzubrechen und ich kann jetzt weinen....

nachher war ich noch bei meiner tante und meinem onkel, die mein vater ebenfalls zurückgewiesen und ausgeschlossen hat, das hat mir gut getan. familie...genau das brauche ich jetzt.

ich werde jetzt so oft ich kann zu meiner mam fahren und die zeit, die ihr noch bleibt, mit ihr verbringen...es ist so traurig.

danke, dass ich hier meine gedanken niederschreiben kann, dass ihr da seid.
ich grüße euch alle ganz herzlich und wünsche euch eine gute nacht,

auf bald,
eure

amöbe
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