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Alt 09.11.2006, 07:59
shalom shalom ist offline
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Registriert seit: 25.08.2005
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Standard AW: Rippenfellkrebs

Hallo Nora,

Deine Zwiespälte sind aufgrund der Schilderung der Haltung Deines Vaters sehr gut nachvollziehbar. Da ist es sicher gut, eine fachlich versierte Schwester zu haben, die den Kontakt zu den Ärzten halten kann.

Als medizinisch engagierter Laie sehe ich die Mesotheliom - Erkrankung meiner Frau in der Rückschau als:

- sehr heimtückisch

- zunächst (in der Frühphase) schwer diagnostisch mit bildgebenden Verfahren (Ultraschall, Röntgen, auch noch nicht im CT) zu erkennen

- schwer von anderen auslösenden Krebserkrankungen zu unterscheiden (d.h. man braucht viele ausschließende Untersuchungen und geeignete Tumormarker, um Biopsien nach dem Mesotheliom zu testen)

- In der Spätphase sind raumgreifende Tumor-Plagues(=Tumorschwarten) um das Rippenfell ggf. sogar mit Tumorinfiltrationen in die Rippenknochen deutlich auf CTs zu erkennen. Auch ist die Atmung durch die Einengung des Atemraums sowie die sich häufenden Wassereinlagerungen im Rippenfell bzw. im Herzbeutel stark erschwert.

- Durch die Beeinträchtigung an und für sich gesunder Organe wie Herz und Lunge kann es ( wie im Fall meiner Frau) irreversible Schädigungen (und Zerfallsprozesse) der Leber (Leberstau) und der Niere (Nierenstau) geben.

Was die seelische Einstellung der betroffenen Patienten angeht, ist von uns "aussenstehenden" Gesunden sehr viel Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen verlangt. Es ist wohl so, daß es für Patienten, betroffene Verwandte und Ärzte deutlich leichter ist, sich offen im Gespräch der jeweiligen Krankheit zu stellen und die weiteren Maßnahmen durchzusprechen. Aber Ängste, große Sorgen, Nicht-wahr-haben-wollen usw. können gefühlsmäßig so stark sein, daß ein Austausch der schwer zu ertragenden Gefühle fast unmöglich wird. Der Patient wird vielleicht zu einem gewissen Zeitpunkt signalisieren, daß er soweit ist, sich der Krankheit auch seelisch zu stellen.

Ich wünsche Euch viel Kraft.

Liebe Grüße
Shalom
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (10.11.2006 um 10:50 Uhr)
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