ich habe Angst
Liebe Hexe,
es wären wohl keine Menschen, die in solchen Situationen behaupten würden, sie hätten keine Angst! Ich kann Dich gut verstehen. Nimm Dein Herz in die Hand und gehe zur Mammographie MIT Ultraschall!! Letzteres halte ich für sehr, sehr wichtig, da es aber leider noch nicht alle Praxen so machen, dränge gleich darauf, auch wenn Du das Ultraschall evtl. selbst bezahlen mußt. Da Du jedoch schon einmal erkrankt warst (auch wenn der Knoten gutartig war) zählst Du mit der Vorgschichte Deiner Mutter zu den Risikopatienten; in diesem Fall brauchst Du das Ultraschall nicht zu bezahlen. Rede ggf. mit Deinem Arzt darüber! Auch wenn Dein Knoten beim letzten mal gutartig war, halte ich persönlich eine weitere Mammographie im Abstand von 3 Jahren für zu wenig!! Ein Knoten, wenn er erst einmal tastbar ist, hat sich nicht erst in den letzten paar Wochen gebildet! Nur eine frühzeitige Erkennung - ob gut oder schlecht - kann letztendlich helfen. Sei stark und nutze Deine Möglichkeiten. Nimm Dir eine gute Freundin mit zur Untersuchung, versuche Dich vorher abzulenken, lese viel oder/und höre Dir mentale Musik an, die wirkt ihrerseits beruhigend auf´s Gemüt. Viele Frauen erkranken ganz schlimm an Brustkrebs, weil sie die Früherkennungsuntersuchungen (nicht - wie immer behauptet wird - Vorsorgeuntersuchungen) nicht nutzen aus lauter Angst, man könne ja etwas finden. Nur das frühzeitige Erkennen kann die Chancen jeder einzelnen verbessern. Die Beschwerden, die einer nicht behandelten Krebserkrankung folgen, sind weitaus schlimmer und - leider nicht selten - irreparabel! Du hattest beim erstem Mal auch Glück, Dein Knoten war GUTARTIG!!! Was hast Du zu verlieren? Bitte, bitte geh zu Deiner Untersuchung und schiebe es NICHT auf die lange Bank. Es ist ja wohl - so habe ich es verstanden - nur zur KONTROLLE, ein Verdachtsmoment besteht doch gar nicht!!
Ich bin 42 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder (19 weibl. und 20 Jahre männl.). Meine Oma ist an Krebs gestorben, mit 47 Jahren meine erste Tante, mit 49 meine Mutter, dann folgten weitere drei Schwestern meiner Mutter, die jüngste war erst 34 Jahre alt. Zwei meiner "kleinen" Cousinen sind bereits vor 3 bzw. 2 Jahren an Krebs erkrankt. Immer war es der gleiche Krebs (Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Gehirntumor). Vor 3 Jahren starb mein Vater an Prostatakrebs; der Tumor war so groß wie ein Medizinball! Ich habe die Aufnahmen damals gesehen. Nie hatte er Beschwerden, was für die Ärzte völlig unglaublich schien! Vielleicht kannst Du Dir vorstellen, von welcher Angst ich bisher umgeben war. Vor fünf Jahren hatte ich eine Total-OP, Gebärmutterhalskrebs, jetzt im Januar tastete ich in der re. Brust einen kleinen Knoten, der vorher nicht dort war. Nachdem ich ihn eine Woche beobachtet hatte, stellte ich mich am 31.01.03 bei meinem Gyn. vor. Leider mußte mein Gyn., bei dem ich 21 Jahre in Behandlung war, wegen eigener Erkrankung Ende letzten Jahres seine Praxis verkaufen. Ich war also zum 1. Mal bei seinem Nachfolger. Der sagte promt: "Das ist nichts. Das kommt von der Milchdrüse!" Erst nachdem ich darauf bestanden und gedrängt habe, schrieb er mit eine Überweisung zur Mammographie. Noch von seiner Praxis aus wollte ich für den gleichen Tag einen Termin bei meinem Röntgeninstitut vereinbaren, den ich natürlich nicht bekam und ich mich daraufhin auf "blauen Dunst" in die Röntgenpraxis begab. Ich dachte mir, dass ich lieber eine Wartezeit von zig Stunden in Kauf nehmen könnte, als diese Ungewissheit zu ertragen. Ich machte mich zwar nicht verrückt, aber hatte irgendwie das Gefühl, dass dort etwas ist, was nicht dort hingehört. Nach 2 Stunden Wartezeit war ich dann zunächst mit der Mammographie ´dran. Im Vergleich zu meinen Bildern vom Vor-Vor-Jahr und zu den Bildern von Juli 2002 ließen sich keine Unterschiede feststellen, also ohne Befund. Der Röntgenarzt, der im Übrigen immer sehr, sehr gründlich ist, tastete den Knoten jedoch auch und war sich sicher. Er machte daraufhin ein Ultraschall und, siehe da, es war ein Tumor mit einer Größe von 1 cm. Er war gleich ehrlich zu mir und wußte nicht so recht, ob er mir gratulieren oder mich in den Arm nehmen und trösten sollte. Er sagte, wenn es die Möglichkeit für eine Frau selbst gibt, einen Knoten frühzeitig zu erkennen, dann hätte ich ihn im frühestmöglichen Stadium erkannt. Er war sich im Übrigen sehr, sehr sicher, dass es ein bösartiger Tumor ist. Auf meine Frage, warum er sich ohne weitere Untersuchung nur so sicher sein könne, erwiderte er: "Zu 85 % aus der Beschaffenheit des Tumors (keine festen Umrisse, strahlenförmige Ausläufe an den Rändern, nicht gewebeverdrängend) und zu 15 % aus meiner Familienanamnese. Irgendwie hatte ich ja schon damit gerechnet, aber letztendlich ging ich vollkommen leer im Kopf und wie betäubt nach Hause. So, nun ich also auch! Erst am frühen Abend fing es in meinem Hirn an zu arbeiten. Was mache ich jetzt zuerst? Wie geht´s jetzt weiter? Zuerst muß ich mir einen neuen Gynäkologen suchen, zu dem "Nachfolger" habe ich überhaupt kein Vertrauen. Als nächstes: In welche Klinik begebe ich mich jetzt? Wird brusterhaltend operiert? Sind Lymphknoten befallen? Fragen über Fragen, die beantwortet werden wollten und mußten. Ich ließ mir keine Zeit und fing gleich an. Über drei Ecken nach etlichen Telefonaten riet man mir, mich für die OP nach Hamburg in das Jerusalem-Krankenhaus zu begeben. Dies ist eine kleine Klinik, an der Belegärzte interdisziplinär zusammenarbeiten. Dort wird man sich immer bemühen möglichst schonende Operationsmethoden anzuwenden. Außerdem haben sie dort eine sehr, sehr gute Pathologie. Einen guten Operateur zu haben ist sehr wichtig, den guten Pathologen zu haben ist noch viel, viel wichtiger! O.K. dachte ich, meine Schwiegereltern leben ja dort, also ist es kein Problem, für diese OP nach Hamburg zu gehen (ich selbst wohne in Berlin). Gesagt, getan! Am 4.2. fuhr mein Mann mich für die Voruntersuchungen und das Vorstellungsgespräch nach Hamburg, am 5.2. hatte ich in der gynäkologischen Praxis meinen ersten Termin. Ich war begeistert, wie man es in solchen Situationen nur sein kann. Das Vertrauen zu den Ärzten war von der ersten Minute da. Jeder Arzt dort bespricht sich mit dem anderen, die Behandlungen sind jeweils völlig aufeinander abgestimmt. Ein Arzt weiß, was der andere macht oder gemacht hat! Ich sollte nun einen Tag später, also am 6.2. in eine Röntgenpraxis in der Nähe des Krankenhauses, mit dem das Krankenhaus zusammenarbeitet, zur Mitbegutachtung (erneutes Ultraschall der Brust und der Lymphdrüsen, Oberbauchsonographie, Lunge röntgen). Alles erledigt. Nachmittags habe ich mich in den Bus gesetzt und bin wieder nach Berlin zurück. Dort habe ich für den nächsten Tag (7.2.) einen Termin bei meinem Hausarzt vereinbart: Große Blutuntersuchung und EKG. Befunde sollte ich zum vereinbarten Aufnahmetermin im Krankenhaus in HH mitbringen. Aufnahme im Krankenhaus am 12.2., OP-Termin am 13.2. (Donnerstag)! Der Krankenhausaufenthalt würde im günstigsten Fall 1 Tag (bei Gutartigkeit), schlimmstenfalls 1 Woche dauern! Selbst bei Gutartigkeit sollte der Knoten in jedem Fall entfernt werden wegen meiner Familienvorgeschichte. Daher konnte man mir eine vorherige Biopsie ersparen. Der Arzt, der mich zuvor untersuchte, operierte mich auch. Sollte es sich herausstellen, dass der Knoten tatsächlich bösartig ist, würde man in der gleichen Narkose weiter operieren (brusterhaltend, kleiner Schnitt). In diesem Fall werde man ca. 10-12 axilläre Lymphknoten sicherheitshalber mit entfernen, die dann wiederum auf bösartige Zellen pathologisch untersucht würden. Ich wachte in meinem Krankenzimmer (2-Bett-Zimmer) auf und der Arzt stand bereits neben meinem Bett. Er sagte mir, man habe den Knoten und angrenzendes Gewebe (Sicherheitssaum) entfernt und 11 Lymphknoten (9 aus Level 1, 2 aus Level 2). Zwei der dem Turmor nächstgelegenen L-Knoten waren an den Rändern befallen, nicht jedoch bereits in die Lymphkapseln eingedrungen. Das genaue pathologische Ergebnis liege in ca. 4 Tagen vor. Bei gutem Heilungsverlauf könne ich am kommenden Dienstag (19.2.) wieder nach Hause. Am 19.02. Abschlußuntersuchung in der Hamburger Röntgenpraxis: Oberbauchsonographie, Ganzskelettszintigramm, alles o.k. und regelrecht (dauerte alles ca. 3 1/2 Stunden); um 18:30 Uhr ließ mich der Arzt in seine Praxis kommen, die sich im Krankenhaus befindet, um mit mir die endgültigen pathologischen Ergebnisse, seinen Vorschlag für die weitere Therapie zu besprechen und die Entlassungsuntersuchung vorzunehmen. Ergebnis: 1. Keine Nachoperation nötig, Tumor konnte "im Gesunden" entfernt werden, d. h. keine nachweisbaren Turorzellen an den Geweberändern. Sehr gut, dachte ich!!! 2. Eine Chemotherapie mit anschließender Strahlentherapie bliebe mir allerdings nicht erspart, da ja zwei Lymphknoten befallen waren und meine Familienanamnese dies nicht zuließe. Er empfahl 6 Chemobehandlungen mit EC und anschließende Bestralung der Radatio. Mist, jetzt heulte ich los, da ich dachte, ich käme um eine Chemo herum. Mein Arzt ließ mich erst "ausweinen" und tröstete mich dann. Er sagte, nur mit einer anschließenden chemotherapeutischen Behandlung und der Bestrahlung könne man das Risiko einer Rezidivbildung auf ein Mindestmaß verringern. Gut, dachte ich, dann mach ich das eben auch noch. Nach allem was bisher geschehen ist, kann mich das doch jetzt auch nicht mehr umwerfen. Er riet mir, mich sobald ich zurück in Berlin sei, über eine entsprechende Klinik oder onkologische Praxis, in der die weitere Behandlung durchgeführt würde, zu informieren und mir möglichst als erstes einen neuen Gynäkologen, vorzugsweise mit onkologischer Erfahrung, zu suchen, da er von Hamburg aus keine Empfehlung geben könne. Ich blieb diese Nacht noch in der Klinik und ließ mich erst am Mittwoch nach dem Frühstück entlassen. Um 11:00 Uhr ging mein Linienbus nach Berlin, nach Hause!!! Mein Mann holte mich ab und als wir nach hause kamen, freuten sich die Kinder über alles, dass ich wieder da war. Das tat vielleicht gut!
Gleich am nächsten Freitag hatte ich einen sehr guten Gyn. mit onkologischer Erfahrung gleich um die Ecke gefunden, war schon ein paar Mal dort, habe eine Klinik (Mamma-Zentrum mit onkologischer Ambulanz) in der Nähe, in der alle weiteren Behandlungen vorgenommen werden. Gestern nun hatte ich (um 11:15 Uhr) nach mehreren Gesprächen mit der mich dort einzig behandelnden Ärztin meine erste Chemotherapie. Alle Ärzte und Schwestern sind dort sehr, sehr nett und vertrauensvoll. Ich habe die erste Chemo mit CMF (nicht - wie in HH empfohlen mit EC -) sehr gut vertragen. Ich habe - bisher - keinerlei Nebenwirkungen gemerkt, keine Übelheit (dagegen erhielt ich gleich Medikamente gespritzt), kein Erbrechen, nichts, aber auch gar nichts, außer Appetit! Abends war ich dann ziemlich müde und habe geschlafen wie ein Baby. Nächste Woche Dienstag erhalte ich die zweite Behandlung der 1. Chemo, dann folgen 14 Tage Pause, abgesehen von einer Blutuntersuchung eine Woche nach der zweiten Gabe der Chemo. Die CMF-Chemo wird zunächst in 3x2 Zyklen verabreicht. Bei guter Verträglichkeit werde ich nach den ersten 3 Zyklen die Strahlentherapie (ca. 25 x an 5 Tagen/Woche) erhalten, dann wieder 3x2 Zyklen CMF. Abschließend erfolgt eine Kur!
Liebe Hexe, ich kann Dir nur sagen, ich hatte auch Angst, sehr große Angst, aber jetzt bin ich voll optimistisch. Der Unterschied zwischen uns liegt darin, dass ich einen Verdacht hatte, Du aber erst einmal zur Kontrolle gehen solltest!
ICH bin froh, dass ich sofort geschaltet habe und nach meinem Tastbefund mich nicht habe einfach beruhigen lassen, sondern mich auf meinen Instinkt und mein eigenes Gefühl verlassen habe. Ich würde jederzeit wieder so reagieren, das weiß ich jetzt ganz genau. Sicherlich sind meine sehr guten Erfahrungen in den letzten Wochen auch ausschlaggebend dafür. Ich kann Dir wirklich nur empfehlen:
Mach Dich nicht schon vorher verrückt, versuche Dir die positiven Dinge in dieser Situation herauszupicken und Dich bei jedem Down daran zu erinnern, damit meine ich in erster Linie eine FRÜHZEITIGE Erkennung. Dafür ist es nun einmal erforderlich, dass Du auch zum Arzt gehst.
Bitte, bitte geh hin, und damit Dich nicht noch mehr Angst begleitet, möglichst bald. Jedes Grübeln macht im jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn. Gedanken kannst Du Dir immer noch machen, wenn wirklich etwas gefunden wird, was aber jetzt noch nicht der Tatsache entspricht.
Ich hoffe sehr, dass ich Dich nicht zu sehr "zugequatscht" habe und Du Dich vielleicht mit meinem Rat anfreunden kannst.
Wenn Du möchtest, kannst Du mir gern zurück mailen. Ich bin jederzeit für Dich da, wenn Du willst!
Und nun: Kopf hoch und nix wie hin zum Arzt!!! So ein Termin kann im nachhinein auch sehr beruhigend sein, denke auch einmal daran! ;-))
Alles Gute für Dich!
Pitti
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