Forum für Angehörige UND Betroffene
Hallöchen Ihr,
hmja, Jutta, da muss ich Elisabeth recht geben. Bei mir war's zwar eine andere Geschichte, aber ich wollte auch keine Rente und musste mich dann erst mal an diesen Gedanken gewöhnen.
Stimmt, selbst bei uns in der Schweiz ist es so, dass eine Rente am Anfang nicht für ewig ist, sie wird auch bei uns alle zwei Jahre neu überprüft. So gesehen, sehe ich im Moment meine Rente (die kommen sollte, aber da warte ich jetzt schon Monate darauf) auch nicht für Lebenslänglich, sondern mal als Anfang für meine eigene Genesung.
Es ist auch mal eine Chance, nicht diesem "funktionstüchtigen" Alltagstrott ausgeliefert zu sein, und nur etwas für sich machen zu können.
Aber ich kann Dich da gut verstehen. Auch mit den Rehas. Jedesmal, wenn ich eine machen "musste", weigerte sich in mir alles, bis ich dann halt doch nachgab und mir sagen musste: Naja, die Reha kann ja am Ende nur MIR guttun, ich guck sie mal als "Abschalt-Ferien" an. Und hinterher musste ich dann jedesmal zugeben: Es HAT gut getan! Und meistens gingen dann zusätzlich sogar noch Türchen für mich auf, die ich so gar nicht erwartet hätte. Der Kopf "klärt" sich ein bisschen auch für neue Ideen.
Ja, stimmt, man fühlt sich irgendwie "abgeschoben" oder so ähnlich. Das "trifft" den Kampfnerv, ich weiss, meinen hat's auch getroffen. Doch ich denke, wir können uns da ein gutes Beispiel und Vorbild an Elisabeth nehmen, denn sie kämpft schon so viele Jahre, und macht trotzdem immer was! Ich finde das super. (Elisabeth, ich drück Dich!)
Die Angst, Jutta, ist natürlich auch da, weil man meint, mit einer Rente hat man dann nichts mehr zu "tun", man ist nicht mehr in der Gesellschaft draussen, man hockt dann nur noch daheim rum bis einem die Decke auf den Kopf fällt, man ist nichts mehr wert, man ist eigentlich abgeschrieben. - Ja, kann passieren, aber da liegt es an einem selbst, was man daraus machen kann. Manchmal entdeckt man da Dinge, die man schon längst hat tun wollen, und da ist ja gerade die Renten-Zeit gut dafür. Hobbies, Fitness, Museumsbesuche, ... ach, da gibt's so Vieles! Wenn man diese Dinge wieder entdeck hat, können sie auch wieder verlockend sein, und die Renten-Zeit hat dann auch seine positiven Seiten. Immer schön gemütlich jenes tun, was einem gefällt und einen nicht zu sehr anstrengt. Man kann die Zeit dazu ja schön einteilen. Ich kenne da z.B. eine Frau mit Krebs und Rente, die hat sich jetzt einen Hund angeschafft! Jetzt geht sie täglich zwei Stunden spazieren mit ihm, sie ist noch nie in ihrem Leben soooo viel spazieren gegangen, und hat ihre wahnsinns Freude daran! - So kleine Dinge können dann Spass machen.
Und was mach ich? Ich mache ein Malstudium (ein lockeres, das alle drei/vier Wochen mal stattfindet), und ... schreibe natürlich an meinem Roman!
Aber ich möchte Dich nicht "überreden" Jutta, gell? Ich möchte Dir nur die positive Seite einer Rente aufzeigen.
Ich sende Dir jedenfalls eine dicke Umärmelung.
Liebe Grüsse an Euch
von der "krassen" Brigitte
|