Liebes Struwwelchen,
ich fühle das es dir nicht so gut geht. Ich verstehe auch, dass du so viel wie möglich selbst machen und so wenig wie möglich Hilfe in Anspruch nehmen möchtest. Ich kann auch schwer akzeptieren wenn ich etwas nicht allein schaffe und überschätze meine Kräfte. Genau darum mache ich mir wirklich Sorgen um dich, du darfst dir einfach nicht zuviel zumuten. Sicher möchtest du dich durch deine Aktivitäten auch ablenken und ein wenig Normalität erfahren. Zusätzlich nagt die Ungewißheit an deiner Seele, was im neuen Jahr so auf dich zukommt. Ich möchte dir so gern helfen, doch ich kann dich nur in den Arm nehmen und lieb knuddeln.
Du fragst wie es mir geht. Chemo und Bestrahlung habe ich geschafft und nach Weihnachten fahren wir zur Reha. Morgen habe ich noch einmal Termin bei meiner Onkologin und erfahre das CT-Ergebnis. Ein bisschen mulmig ist mir da schon. Ich fühle mich noch immer wenig belastbar. Solange ich ein bisschen in der Wohnung rumwusele gehts, doch nach 10 Min. bis zur Straßenbahn bin ich schon platt. Alle Knochen und Gelenke schmerzen als hätte ich unter Tage im Bergwerk gearbeitet. Habe ja auch schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel. Trotzdem denke ich, mir geht es besser als vielen von Euch. Ich habe die ganze Behandlung ambulant machen können und bisher kein Krankenhaus von innen sehen müssen. Was uns die Zukunft beschert wissen wir alle nicht.
Doch jetzt habe ich viele, viele Kraftpakete zu verteilen, möchte allen Mut und Zuversicht geben.
Also Struwwelchen, ich schicke dir gaaanz viel Kraft, gaaanz viel Freude an deinem neuen Zuhause und gaaanz viel Optimismus.
- Das Schiff der Hoffnung fängt uns alle auf! -
Vor mir drehen die Engel auf der Weihnachtspyramide ihre Runden im Kerzenschein. Ich schicke sie in Gedanken auf die Reise zu Euch, mögen sie Euch alle beschützen. Liebe Grüße - DORI -
