AW: Stammtisch
hallo petra ...
meine mutter ist nur 49 jahre alt geworden. vor jetzt ca. 6 wochen kam die diagnose: brustkrebs und metastasen in der leber. der hausarzt hat ihr noch 1/2 jahr gegeben. was waren wir geschockt. wollten das so aber nicht akzeptieren. einfach hinnehmen, dass sie stirbt? das geht doch nicht. man muss doch zumindest kämpfen. darf nicht einfach so aufgeben. meine mutter war am boden zerstört.
sie ist zu einer anderen ärztin gegangen. die sagte, meine mutter kann durchaus noch einige schöne jahre haben. "jetzt wird erst mal chemo gemacht, dann schaun wir weiter" ... meine mutter und wir alle hatten wieder hoffnung.
zwei mal im abstand von einer woche hat sie dann die chemo bekommen. immer donnerstags.
dann samstag der schock: meine mutter hatte unendliche schmerzen. konnte nicht mehr aufstehen. musste sich ständig übergeben. ich habe den notarzt gerufen. dann sind wir los ins krankenhaus. dort war ich dann den ganzen tag bei ihr. diverse untersuchungen (röntgen, ultraschall, magensonde). ohne ergebnis. bis zum späten nachmittag war ich bei ihr. zwischenzeitlich war auch mein stiefvater dazu gekommen. dann wurde sie auf ein zimmer in der allgemeinen chirurgie verlegt. sie wollten zu sicherheit noch ein ct machen, aber da war eine lange warteschlange. wir sind dann gefahren. waren abends wieder drin. da bekam sie gerade das kontrastmittel zu trinken, konnte es aber nicht behalten. also: versuchen wir halt ct ohne kontrastmittel. wann, war immer noch unklar. um 22.30 uhr als wir gerade gehen wollten, die nachricht. jetzt geht es auf zum ct. also haben wir noch bis 23 uhr mit ihr gewartet bis sie abgeholt wurde. dann sind wir heim und haben um 00.45 uhr noch mal angerufen. die antwort "nichts operationswürdiges gefunden". meine mutter war voll mit schmerzmitteln bis oben hin.
sonntag vormittag wieder zu ihr. sie war verwirrt. geistig nicht immer voll da. hat phantasiert. aber sie hatte weniger schmerzen. hat aber viel geschlafen. und das wasser wurde immer mehr und der darm hat nicht mehr gearbeitet. mittlerweile durfte sie immerhin den mund mit wasser spülen. da waren wir dann bis mittag. nachmittags bin ich noch einmal zu ihr gefahren, abends war dann mein stiefvater wieder bei ihr. nachmittags war sie klar. sah zwar schlecht aus, aber war wieder meine mama. wir (meine mama und ich) haben ihr dann das gesicht gewaschen und ich durfte ihr die haare kämmen. als mein stiefvater abends da war, war sie noch zähne putzen.
montag bin ich erst später am abend zu ihr gekommen. (arbeit) da war sie gerade mit der schwester im bad. hab ich mich gefreut, dass sie duschen war. als sie dann raus kam hat sie mich erstaunt und glücklich mit großen augen angeschaut und hallo gesagt. zur schwester dann "das ist meine tochter". danach hab ich ihr noch die socken angezogen und sie ist eingeschlafen. war auch nicht mehr viel wach und ich bin dann wieder gegangen nach ca. 2 stunden. hatte nicht das gefühl, dass sie demnächst aufwacht.
dienstag der termin für ihren port. mein stiefvater hat sie knapp verpasst. als er ins krankenhaus gekommen ist, hatten sie sie gerade so 30 minuten vorher geholt. wir sollten uns um 15 uhr melden, wie es ihr geht und wann man sie wieder besuchen kann. tja, und um 14.48 uhr hat sich leider das krankehaus bei mir gemeldet. ihr zustand habe sich verschlechtert. es sei noch eine infektion hinzugekommen. es könne jetzt sehr schnell gehen. vielleicht würden sie es aber auch noch mal in den griff bekommen. ich meine stiefvater angerufen und wir sind los. kurz vor 15.30 uhr waren wir dann im krankehaus aber es war schon zu spät ... meine mama war schon gestorben. im totenschein steht 15 uhr. sie ist nach ihrer port-op nicht mehr aufgewacht (hat der pfleger gesagt). 12.12.2006
es war ein schock. damit hätten wir nie gerechnet. ich dacht mir schon, dass es ihr nicht gut geht. das sie sicher weihnachten nicht bei uns daheim feiern kann. evtl. sogar, dass wir sie nicht mehr mit nach hause bekommen. aber so schnell. mir fehlen die worte. damit habe ich nie gerechnet.
seit ihrer diagnose habe ich jeden abend mit ihr verbracht (wohne im gleichen haus im 2. stock und meine mutter und mein stiefvater im erdgeschoss). bin von der arbeit nach hause und kurz bei ihr vorbei. dann zum pferd und im anschluss bis ich ins bett bin wieder zu meiner mutter. wir haben da nicht viel geredet oder so. ich war einfach bei ihr. am computer oder so und sie hat fern geschaut. oder wir haben zusammen karten gespielt am rechner. das wochenende vor dem krankenhauswochenende waren wir noch zusammen einkaufen und noch eine woche zuvor waren wir auch schon zusammen in der stadt unterwegs. da ging es ihr zwar nie gut in dem sinn. sie hatte immer etwas bauchschmerzen, war schnell k.o. etc. aber es ging ihr nicht schlecht.
ich denke, im krankenhaus hatte sie sich dann aufgegeben. hat sich zweimal ihren zugang selbst entfernt. evtl. auch die magensonde, das weiß ich aber nicht. ich glaube, sie wollte oder konnte nicht mehr. aber sie hatte halt auch immer das gefühl, wir würden ihr etwas verheimlichen. als ob wir mehr wissen als sie. dabei hat und doch kein mensch was gesagt. wir wussten auf keinen fall mehr. aber das hat sie bestimmt angenommen. ach mama, wenn du das nicht gedacht hättest, hättest du dann noch gekämpft? hättest du dann noch aussicht auf "erfolg" gehabt? hast du aufgegeben, weil du dachtest, wir wissen, dass du eh sterben musst? wir wussten doch nichts!
ich versteh es einfach nicht. wie es so schnell passieren konnte. bis freitag ging es ihr gut. und dann sowas. und ohne ihr noch irgendwie helfen zu können. ich versteh es einfach nicht.
wir haben einen hund und zwei katzen. die waren ihr ein und alles. als sie die diagnose vom hausarzt bekam (1/2 jahr) hat sie geweint und gesagt, sie hätte doch so gerne noch 10 jahre für ihre viecher. als ich dann gefragt habe, was denn mit helmut und mir ist, hat sie gesagt, wie machen das schon. aber ihre viecher verstehen das doch nicht.
natürlich sind die "viecher" jetzt der absolute mittelpunkt. wobei sie das vorher auch schon waren. mit sally (hund) sind wir auch schon zum friedhof spaziert. wobei meine mama noch gar nicht "da" ist. aussegnung war am freitag. und jetzt ist sie irgendwo zum einäschern. dauert ca. 10 tage. aber jetzt ist ja auch noch weihnachten. mal sehen, wann wir die urne bekommen. die beschriftung ihres faches dauert sogar noch viel länger (ca. 6 wochen).
ich glaube, was sarg, etc. anging, hätte ihr meine wahl "gefallen". wir standen uns so nahe. sie war mir der liebste mensch auf der welt. ich wusste genau, was sie gewählt hätte. cd´s hab ich auch noch mitgegeben. adiemus und time to say goodbye ... es war eine "schöne" feier ... waren auch unheimlich viele leute da wie ich gehört habe. mitbekommen habe ich es nicht. aber das freut mich für meine mama. sie war auch ein toller mensch.
weiß gar nicht, was ich ohne meine mama machen soll. sie fehlt mir so.
und sie war so jung. nur 49 jahre. ich dachte schon, ich hätte sie noch ganz ganz lange bei mir. und auch mit 27 ist man noch zu jung um seine mutter zu verlieren.
mama - ich liebe dich so .... und hab dir das noch nicht mal gesagt ... aber du wusstest es, oder? doch, sicher!
im krankenhaus hat sie auch aus heiterem himmel gesagt "den u.r. hab ich auch gesehen" ... wusste erst nicht, wen sie meint, aber es war mein keyboardlehrer ganz früher. sie hat gesagt, sie hätte ihn in l. getroffen ... ich wusste da nicht, ob das stimmt. da war sie schon sehr verwirrt. habe leider auch nicht weiter nachgefragt. hätte ich das mal gemacht. es scheint so, als hätte sie ihn nicht getroffen (meine tante weiß nichts, die hätte aber dabei sein müssen) und er selbst weiß es auch nicht. und er war dann der organist auf ihrer aussegnung ... ist sowas zufall? oder gibt es eben doch MEHR?
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es wird schon wieder
wieder
wieder wie was
wieder wie vorher
es wird nie wieder wie vorher
irgendwann wird es
aber nicht wieder (pirko)
Geändert von vanitas02 (20.12.2006 um 15:14 Uhr)
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