AW: Angst vor der ersten Chemo
Hallo Wolfgang,
ich kann Euch wegen der Chemo und dem "Respekt" davor sehr, sehr gut verstehen. Angst vor diesem "Unbekannten" zu haben, ist eine völlig normale menschliche Reaktion. Ich weiß noch genau, mit welcher riesigen Angst - ja beinahe Panik - ich damals, am 20.02.2005 ins Krankenhaus gefahren bin zum Setzen des Ports und zur am nächsten Tag stattfindenden ersten Chemo.
Das Einsetzen des Ports habe ich gar nicht gemerkt. Die örtliche Betäubung hat echt hervorragend funktioniert. Irgendwann meinte der an mir rumschnippelnde Arzt, dass er jetzt die Tasche für den Port schneiden würde. Ich habe darauf gar nicht reagiert und dachte bei mir: "Tu nur Deine Arbeit und lass mich einfach mit Infos in Ruhe, ich will nichts davon wissen." Und tatsächlich war er dann anschließend auch ruhig und hat mich nicht weiter über den "Stand der Dinge" informiert - bis er fertig war. Anfangs hatte ich dann noch ab und ein geringfügige Schmerzen an der Stelle, wo der Port sitzt, wegen der Druckempfindlichkeit - aber das gibt sich mit der Zeit und damit lässt es sich auch gut umgehen.
Allerdings habe ich eine "Sonderlösung" hinsichtlich des Ports, der sitzt bei mir nämlich auf der Innenseite des Oberarms, knapp über dem Ellbogengelenk. Über diesen Port kann mir auch Blut abgenommen werden. Allerdings müsst Ihr dabei wissen, dass sich nicht alle Ärzte an das Stechen in den Port rantrauen. Ich habe aber eine Praxis, in der eine dafür ausgebildete Krankenschwester arbeitet. Meistens lasse ich mir dort Blut abnehmen und außerdem auch den Port regelmäßig spülen (das ist nach der Chemozeit nötig, wenn man ihn "behält", damit er nicht verstopft).
Und wegen der Chemo, da reagiert eben jede anders drauf. Eine hat mehr Nebenwirkungen, die andere weniger - und leider kann Dir niemand im voraus sagen, wie's werden wird. Aber es gibt Medikamente gegen die Übelkeit und gegen eventuell auftretende Schmerzen, die die Nebenwirkungen erträglich machen. Lasst Euch im Krankenhaus gut beraten - und wenn das eine Medikament vielleicht nicht wirken sollte, so existieren immer noch Alternativen dazu. Manchmal muss man ein bisschen ausprobieren, was Linderung bringt. Auch treten normalerweise die Nebenwirkungen nicht sofort ein, sondern zeitverzögert, ein bis drei Tage nach der Chemo. Die erste Chemo habe ich übrigens recht gut vertragen, auch dank der Medikamente gegen Übelkeit, die bei mir sehr gut wirkten.
Sicherlich sind die Chemos (ich hatte 6 x FEC) kein Spaziergang, sondern eher eine Art "Mount-Everest-Besteigung" - aber lies hier im Forum nach, wie viele Frauen ihren persönlichen Mount Everest bestiegen haben (bzw. besteigen mussten, denn ganz freiwillig ist diese Höchstleistung ja nicht) - und danach den Blick, der sich aus dieser Höhe bietet, genießen konnten. Ja, es ist am Ende ein Gefühl des Stolzes, dass man DAS wirklich geschafft hat.
Ganz wichtig wird es sein, dass Ihr Geduld mit Euch selbst und mit dem anderen habt, dass Ihr nicht jedes Wort, das gesprochen wird, auf die Goldwaage legt, und dass Ihr viel miteinander über das, was Euch Angst macht oder bedrückt, redet. Du und Deine Frau - ihr steht, wie so viele von uns - diese Zeit durch!
Ich wünsche Euch beiden viel Kraft, damit Ihr die Zeit bis Donnerstag gut übersteht (die Zeit bis es losgeht, war für mich am allerschlimmsten) und für den Weg, der vor Euch liegt.
Alles Gute
Barbara
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