AW: Stammtisch
Innehalten, rückblicken, liebevoll erinnern,
30 Jahre sind es heute, dass Claus und ich ein Paar wurden. Wir haben immer gesagt, wir haben zwei Jahrestage, den WICHTIGEN und den gesetzlichen.
Dass ich nun drei Jahrestage habe, wussten wir damals zum Glück noch nicht.
Ich werde immer wissen, wie das Wetter war an diesem Tag. Sonnig, warm, T-Shirt-Wetter , halt das typische Kribbeln-im Bauch Frühlingswetter.
30 Jahre – was ist passiert in dieser langen Zeit, die wie im Flug vergangen ist?
Wir haben uns verliebt, wurden ein Paar, mussten uns öfter zusammenraufen, um einen Weg zu finden, in Harmonie glücklich zu werden. Irgendwie haben wir es tatsächlich geschafft. Harmonie, Gleichklang, ja Bruni Glückseeligkeit.
Hochzeit ohne „Grund“ ein JA, das nicht gesellschaftlich erwartet wurde, das von meinem Vater bis heute nicht verstanden wird. Drei Jahre später das erste Kind. Der Stammhalter, das Glück war irgendwie perfekt. Dann noch zwei Töchter und zum krönenden Abschluss wieder ein Junge, unser Nesthäkchen. Und ja, verrückt, sie waren alle gewollt und geplant.
Dazwischen: Firmengründung, Existenzängste, Erfolge, Lachen, Fröhlichkeit, Unbekümmertheit und ja eigentlich immer Harmonie, Gleichklang, Glückseeligkeit.
20-jähriger Hochzeitstag. Feiert man den? Ich glaube, im Normalfall nicht wirklich. Wir haben es getan, Einladungen verschickt, meine Eltern kamen nicht! Ok. Wir haben ihn gefeiert, den 20. Hochzeitstag. Heute frage ich mich, ob es wirklich etwas wie Vorahnung gibt? Silberhochzeit, nicht mehr lange bis hin, aber die sollte ich alleine feiern.
Knapp drei Jahre später schlägt die Bombe ein in unser Haus voller Glück, Zufriedenheit, Glückseeligkeit. Krankheit, Angst, Verzweiflung und dem Willen, das alles zurückzubekommen, er muss ja nur gesund werden.
Der 23. Hochzeitstag: Ich habe unsere Traurede ausgedruckt und darunter geschrieben: Ich würde dich immer wieder heiraten. Wir „feierten“ bei ihm am Krankenbett, in unserem Schlafzimmer und er wollte daneben schreiben: „Ich auch“ Ich weiß, dass er es vorhatte und dennoch fehlt es mir, dass es nicht mehr dazu kam, ich nicht tatsächlich diese Zeilen von ihm habe…
Im Oktober der endgültige Abschied. Entsetzen, Verzweiflung aber ja Bruni sogar an diesem Tag ein Stück Glückseeligkeit, dass ich mein Versprechen wahr machen durfte, SEIN ganzes Leben an seiner Seite zu sein, ihn nicht alleine lassen musste auf seinem letzten, schweren Weg. Glückseeligkeit, seine erstaunten Augen gesehen zu haben, erstaunt, nicht ängstlich. Diesen letzten Blick, der mir Hoffnung schenkt, dass er etwas gesehen haben muss, auf das wir nun hoffen: Licht am Ende des Tunnels, Wiedersehen mit unseren Lieben.
Seit Oktober der Kampf, weiterzumachen in seinem, unserem Sinne.
Liebevolle Erinnerungen an einen Mensch, der uns glücklich gemacht hat.
30 Jahre, eine lange Zeit, die wie im Flug vergangen ist. Neue Zeitrechnung, neue Chance auf Glückseeligkeit, aber diesmal mit noch größerer Angst, wieder einen hohen Preis für die Liebe zu zahlen.
Das Leben, das ich selbst gewählt? O ja, es tröstet, diese Vorstellung, es gibt Kraft weiterzumachen, sich wieder einzulassen. Und JA auch jetzt, mit dem Wissen, natürlich: Immer wieder würde ich es so und genau so leben wollen.
Kommt gut durch diesen verregneten Frühlingstag
Andrea, am 3. März, 30 Jahre später
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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