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Alt 12.03.2007, 23:17
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Tato Tato ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo zusammen,

Bei der Kurklinik habe ich nichts erreichen können, denn ihre Unterlagen sind noch nicht da. Meine Mutter weigert sich, den Arzt anzusprechen, ob dieser etwas beschleunigen kann - verstehe das einer...

Sie ist immer noch sehr schwach und wird morgen auch daheim bleiben. Wir wollten sie eigentlich zum Einkaufen begleiten, aber wir besorgen jetzt die Sachen alleine. Mich stört schon jetzt die Fahr alle 2 / 3 Tage, aber nun gut. Mir ist das immer noch lieber, das diese Aufgabe in fremde Hände zu geben, denn ich weiß wie wählerisch meine Mutter ist. Mineralwasser ist nicht gleich Wasser und Krabbensalat nicht gleich Krabbensalat...
Essen auf Rädern hat ihr Arzt ihr "schmackhaft" gemacht - "diese Pampe wollen Sie essen, nachdem sie stundenlang durch die Gegend gefahren wurde"? - Kein Kommentar. Sie ist auch hier sehr wählerisch, sie mag nicht immer alles, obwohl das eher mit ihrem krankheitsbedingt veränderten Geschmack zusammenhängt, als mit übertriebenen Ansprüchen.

Danke Gabi, dass du nachgefragt hast. Meine Mutter möchte nicht weg von Daheim, was ich auch gut verstehen kann. Die Zeiten bei einem Pflegedienst kann sie zwar bestimmen, aber nicht die Leistungen. Wenn sie xy nicht kann, dann wird auch nur xy erledigt und nicht noch abc. Eine Haushaltshilfe könnte ich in Erwägung ziehen, da man die ja vielfältig einsetzen kann. Im Moment geht es vorwiegend um die größere Körperpflege (Duschen), den Gang zum Briefkasten und in den Keller (Getränke raufholen - das kann ich aber machen), Einkaufen und ggf. Kochen.

Heute hatte ich ein Treffen mit einem Diakon hier in der Nähe wegen meines Projektes. Er ist der erste fremde Mensch, der mir gesagt hat, dass er mir jederzeit helfen würde und es auch ernst meinte. Er hat diverse Kontakte zu Pflegeheimen, Ärzten u.ä., da er zuvor auch in einem Tumorzentrum gearbeitet hat. Ob ich dieses Angebot brauchen werde weiß ich nicht, aber alle anderen in meinem Umfeld verschließen die Augen. Er hätte mir auch eine größere Wohnung besorgt, wenn wir wegen der Betreuung eine brauchen würden. Zudem hat er mir angeboten, dass ich ihn jederzeit als seelischen Mülleimer benutzen kann.
Auch der andere Diakon hatte enorm viel Verständnis für meine Situation und jetzt wird mein Projekt meinen privaten Umständen angepasst.
Es ist schön, mal wieder Leute zu treffen, die nicht gleich die Augen verschließen und die wirklich helfen würden.
Es ist traurig, wenn man erkennt, dass fremde Menschen die Situation schneller erfassen und sofort Hilfe anbieten, als mit seinem eigenen Vater, der einen - wenn man in der größen Schei** steht - einen schönen Tag wünscht. Es ist traurig, wenn man erkennt, dass man mit fremden Menschen länger und fröhlicher telefonieren kann, als mit seinem eigenen Vater.

LG
Tanja