AW: ich fasse jetzt Mut ...
Liebe Leena,
Die Angst vor dem Sterben plagt wohl jeden Mensch. Die Erkenntnis, dass unser Leben begrenzt ist und wir alle einmal diesen Weg gehen müssen, das macht Angst.
Solange wir gesund sind, verdrängen wir diesen Gedanken und wohl insgeheim denken wir, wir sind unsterblich uns trifft es nie oder noch lange, lange nicht. Wir verleugnen die Realität des Todes. Vielleicht weil Sterben heute oftmals (nicht immer!) grausamer ist als früher, so einsam, mechanisiert und unpersönlich. Früher waren die Sterbenden in ihrer gewohnten Umgebung bis zuletzt, die Verwandten und Freunde waren da, hatten Teil am Schmerz und unterstützten sich gegenseitig, aber auch den Sterbenden in ihrem Leid.
Das sind so meine Gedanken zur Angst vor dem Tod. Ich kann Dich so gut verstehen, Leena, dass Du grosse Angst verspürst und ich bin so machtlos, kann Dich nicht trösten, ich kann Dir nur versichern (weil ichs selber gesehen habe), dass sterben nichts beängstigend ist, im Gegenteil, dieses Licht der Geborgenheit und Liebe wird auch Dich umfassen, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Ich hoffe jetzt nicht, dass ich Dich noch zusätzlich traurig gemacht habe.
Heute habe ich ein schönes Gedicht gelesen:
Lass mich nicht bitten, vor Gefahr bewahrt zu werden, sonder ihr furchtlos
zu begegnen, lass mich nicht das Ende der Schmerzen erflehen, sondern das
Herz, das sie besiegt, lass mich auf dem Kampffeld des Lebens nicht nach Verbündeten suchen, sondern nach meiner eigenen Stärke,
lass mich nicht in Sorge und Furcht nach Rettung rufen, sondern hoffen, dass ich Geduld habe, bis meine Freiheit errungen ist, gewähre mir, dass ich kein Feigling sei, der keine Gnade nur im Erfolg erkennt, lass mich aber den Halt deiner Hand fühlen, wenn ich versage. (Tagore)
Liebe Leena, in Gedanken bin ich bei Dir und ich danke Dir für die Kerze, die Du anzünden willst. Ich wünsche Dir viel Licht und Sonnenschein.
Ich umarme Dich
Eva
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Die Tränen rannen herab, ich liess sie fliessen wie sie wollten und machte aus ihnen ein Ruhekissen für mein Herz. Auf ihnen ruht es. (Augustinus)
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