AW: Selbsthilfegruppe Zungenkarzinom
Liebe Petra,
mein Vater hatte die Diagnose Plattenepitelkarzinom. Der Tumor saß auf dem Kehlkopfdeckel, zusätzlich die Diagnose evtl. Lungenkrebs (Schatten auf CT sichtbar). Zunächst hat man sich auf die Behandlung des Krebses in der Speiseröhre konzentriert. Mit über 40 Bestrahlungen und 2 Runden Chemo á 1 Woche. Mein Vater war 9 Wochen im Krankenhaus. Vor Beginn der Behandlung hat er sich ebenfalls eine PEG legen lassen, weil Essen kaum noch möglich war. Das alles ist im November letzten Jahres passiert. Es war eine schwere Zeit und besonders die Chemo hat ihm sehr sehr zugesetzt. Diese Therapie hat viele viele Nebenwirkungen und stresst den Körper ungemein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mein Vater wieder annähernd der Alte wird. Es war für die ganze Familie ein schlimme Zeit.
Seit Ende Dezember hat er alles hinter sich und es geht langsam wieder aufwärts. Die ersten beiden Nachuntersuchungen waren ohne Befund!!! Die Prognosen bei dieser Krebsart werden nicht als gut beschrieben, aber mein Vater hat es bis jetzt geschafft, viele andere auch und deiner kann es auch schaffen. Sieh ruhig zu, dass du mit der Ärztin sprichst. Es hat mich immer beruhigt, wenn ich wusste, was warum gemacht wird und was uns erwartet.
Wenn Lisa schreibt, dass du die Zeit mit deinem Vater nutzen sollst, dann sicher nicht, weil seine Diagnose besonders negativ ist, sondern das ist ein Motto, dass wir im alltäglichen Leben zu oft außer acht lassen und uns an unnötigen Kleinigkeiten aufreiben. Durch die Krankheit unserer Angehörigen wird uns das mehr ins Bewusstsein gerufen, als den Menschen, die derzeit keine gesundheitlichen Sorgen haben. Ich denke, dass Lisa das genauso so gemeint hat. Den Tag zu leben, als wäre es der letzte ist ein Motto, dass du hier immer wieder lesen kannst. Es bringt ja auch Trost für die kommende Zeit, wenn man -wie du mit deinem Vater- jetzt einfach die Geduld haben muss, die Therapie mit all ihren Nebenwirkungen durchzustehen (wobei die bei jedem anders sind - die Dosis wird jedem Patienten angepasst und mancher hat kaum Nebenwirkungen verspürt.) In der Zeit bleibt nur, für deinen Vater dazu sein und mit ihm zu kämpfen. Denn deine Unterstützung ist wie ein Medikament, dass deinem Vater helfen wird.
Ich wünsche dir auch viel viel Kraft und alles Gute für deinen Vater,
Heike
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