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Alt 15.05.2003, 09:28
Gast
 
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Standard Erfahrungen mit Hochdosis - Chemo

Guten Morgen! Gestern hat Klaus einen richtigen Energieschub gehabt. Aufrecht sitzend im Bett, wild gestikulierend hat mir seine Pläne für die nächsten 5 Jahre erzählt. Er wolle am liebsten sofort und auf der Stelle ... Ich bewundere ihn. Ich kann nur phasenweise mit seiner Energie mit, weil mir geht sie definitiv zeitweise aus. Zum Glück ist mein Gesicht, wenn ich bei ihm bin, fast vermummt und er hat nichts davon mitbekommen, wie müde und erschöpft ich eigentlich bin. Die Ärzte bei der Visite haben gemeint, dass es ungewöhnlich sei, das es ihm so gut geht. Aber wir freuen uns natürlich alle sehr (wenn ich auch manchmal das Gefühl habe, das mir selbst zur Freude die Kraft fehlt). Ich pendel halt derzeit zwischen Spital und Firma und meinen eigenen Klienten und Patienten (Psychotherapie) und das ist halt sehr viel.
Heute morgen klang Klaus schon etwas gedämpfter. Der Durchfall hat sich über Nacht eingestellt und zwar massiv. Naja, ich schätze die Schleimhäute werden sich schön langsam verabschieden. Heute ist Tag 2. Ich hoffe, er hält noch ein wenig durch ...

Das mit den Dämpfen und Gerüchen ist ja auch so eine Sache. Während Klaus die HD bekommen hat, sind die Schwestern nur mit Maske ins Zimmer. Auf meine Frage, warum, hat man mir erklärt, dass die Dämpfe sehr giftig sind. Fand ich nur eigenartig, dass sie mir keine gegeben haben und ich fast die ganzen Tage bei ihm gesessen habe. Auch das der Urin und Kot mit dem Sondermüll entsorgt werden muss, zeigt ja einiges auf ... Auch die Anweisung der Schwestern, wenn Klaus diese Urin-Flasche öffnet, solle er auf keinen Fall die aufsteigenden Dämpfe einatmen ... 'Ganz genau' darf man sich diese 'Dinge' eh nicht überlegen ...

Lieber Thomas, es ist hart zu hören, dass es Bianka nicht so gut geht. Aber so wie Kersint eh schreibt, wenn sie die Zeit so vor sich hinschläft, wird sie vielleicht selbst gar nicht so viel mitbekommen. Für Angehörige ist das teilweise viel belastender, weil bei uns noch das mächtige Gefühl der Hilflosigkeit hinzukommt, dieses Gefühl verspüren die Betroffenen weniger. Zeigen auch immer wieder Studien auf, dass die Angehörigen im Schnitt wesentlich länger brauchen, dieses Traumata zu verabeiten, als die Betroffenen selber (soll vor allem bei betroffenen Kindern und deren Eltern extrem sein - da kommt dann nämlich auch das 'Schuldgefühl' dazu)Bitte lass Bianka von mir ganz herzlich grüßen und sag' ihr, wir zählen mit ihr den Countdown. In wenigen Tagen haben unsere Liebsten 'es' überstanden.

Ansonsten noch ein herzliches Danke an dich Dorle und Kerstin. Es tut so gut, dass ihr mich (uns) da durch begleitet. Ich sprechen ansonsten nämlich auch mit niemanden darüber. Es versteht nämlich kaum jemand, was da passiert. Mein Vater fragt mich jetzt z.B. ich glaube das 10. Mal: Du, Doris, kannst du mir bitte noch einmal erklären, was 'da Klaus gerade bekommt?' Ich erklär's nicht mehr ...

Dickes Bussi aus dem 'winterkalten' Wien, doris
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