Thema: Stammtisch
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Alt 11.06.2007, 23:12
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AndreaS AndreaS ist offline
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Registriert seit: 09.02.2005
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Standard AW: Stammtisch

Liebe Anemone,

16 Monate ERST, 16 Monate verzweifelter Versuch, nicht unterzugehen. Und du machst es so vorbildlich, und dabei kostet es doch so unendlich viel Kraft.

Ich erinnere mich, das erstemal, dass ich das Gefühl hatte, es könnte nun besser werden war nach 19 Monaten. ja, ich erinnere mich ganz genau. Aber es wurde nicht wirklich besser, nur streckenweise. Immer mal wieder ein "es soll mir wieder besser gehen" aber es hat nicht wirklich funktioniert.

Ich werde keine Einzelheiten erzählen, kann ich nicht, zu viele wahnsinnig tolle Ereignisse, eigentlich unfassbar. Aber das erstemal, dass es mir WIRKLICH wieder gut ging war an diesem vergangenen Wochenende, 32!!! Monate später.

Du schreibst von deinem Ausflug, der sich eigentlich gut angefühlt hat. Du hast den Blick nicht verloren für das Schöne. In Begleitung eines Ehepaares, eure Freunde nehme ich an. Was auf der einen Seite wunderbar ist, nämlich die Möglichkeit, über Vergangens zu reden..."weißt du noch?" lässt auf der anderen Seite unbemerkt die Hand nach dem Herz greifen, die Gewissheit, das Spüren, die Freunde sind (zum Glück) noch da, aber er nicht mehr...

Ich war unterwegs am Wochenenden mit zwei Freunden, zwei Hinterbliebenen, zwei, die ihr Leben verloren haben, um geliebte Menschen trauern, genau wie ich. Wir haben erzählt, unsere Lieben waren irgendwie lebendig in unserer Mitte, jeder von uns hatte Geschichten, Erinnerungen, an denen er die anderen teilhaben ließ. Aber es gab keinen Vergleich. Diese Menschen an meiner Seite, sind "neue" Menschen im "neuen Leben". Menschen, die verstehen, ohne dass ich erklären muss, Menschen, die fühlen, weil sie den Schmerz tatsächlich erlebt haben, Dreieinigkeit, ja, das trifft es wohl... Aber es sind keine Menschen, mit denen ich zuvor losgezogen bin, mit meinem Mann an der Seite, so dass der Gedanke "das letzte Mal, oder vor zwei Jahren, oder das letzte Mal in dieser Stadt war Claus noch dabei. Es waren neue Situationen, neue Momente, neue Augenblicke und die Hand ums Herz hat mich verschont trotz der ständigen Präsenz von Claus. Und ich habe erstmals seit über drei Jahren gelacht wie ein junges Mädchen. Unbeschwert, herzhaft, so wie es im alten Leben war.

Ich glaube es wäre mit keinen anderen Menschen möglich, diese Ausgelassenheit, diesen Gleichklang zu spüren, nur mit diesen beiden, die das selbe Heimweh in sich tragen wie ich, die mich nur und ausschließlich so kennen wie ich jetzt bin, die keinen Vergleich haben, die mich nicht vergleichen lassen.

Mmmmh, man kann tatsächlich nicht alles in Worte fassen.

[QUOTE]
Zitat:
Nur wir sind es unseren Lieben schuldig das wir weitermachen. Weitermachen wie sie es gewollt hätten.
...und uns selbst


"Das große Leben ...geht weiter" - die Tour von Rosenstolz.

Ja, und noch nie seit seinem Tod war mir mein Mann so nahe wie an diesem Wochenende, an dem ich mich erstmals wieder richtig lebendig gefühlt habe. Noch nie war er so mittendrin und gab mir das Gefühl seine Stimme deutlich zu hören : "Da bist du endlich wieder..." Denn so wie ich erstmals an diesem Wochenende gelacht und gefeiert habe, ich denke genauso liebt er mich. " Du sollst deine Unbeschwertheit nicht verlieren" das waren seine Worte. Und ich bin dankbar für jeden Augenblick, an dem ich sie wiederfinde, meine Unbeschwertheit...

16 Monate liebe Anemone, nein, nicht lange!

LG
Andrea, wieder Päckchen neu geschnürt
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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