Hallo ihr Lieben,
auch von mir mal wieder ein "Pieps"

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So viele Themen sind hier aufgetaucht - da möchte ich doch mal kurz ein paar unsortierte Gedanken dazuwerfen:
Erstens: Immer dieses "Ersetzen" - meine Mami ist gestorben, niemand kann sie mir ersetzen. Ja, ich muss andere Vertraute finden, ich bin nicht dazu gemacht mit allem allein fertig zu werden. Mein Leben wird sich verändern, ich werde neue Begleiter finden.
Ebenso ist es doch mit dem Partner. Es wird niemals einen Ersatz geben, ein neues Leben mit einem neuen Partner - ja, welch ein Glück wenn man das findet. Aber einen "Ersatzpartner" - nein, ich glaube nicht dass es das gibt.
Andrea, für Deine Kinder wird Dein neuer Partner auch kein "Ersatzvater" sein - ein neuer Vertrauter, ein Familienmitglied, aber der Vater, der ist -immer einmalig. Die Schwierigkeit ist sicher die Definition der Rolle, denn sie ist einfach im "Standardprogramm" nicht vorgesehen. Seit Generationen wissen wir, was ein Vater, eine Schwester, ein Onkel ist. Aber für ein Familienmitglied wie den neuen Partner der Mutter gibt es einfach keinen echten Begriff. Nur einen Platz, den gibt es bei euch offensichtlich. Ebenso wie bei Wolkes Vater. Natürlich wird sie nicht die "Ersatzmutter" - aber vielleicht eben etwas mehr als eine Freundin - wer weiss?
Und noch etwas neues habe ich gelernt. Man sagte mir immer "Verdrängen ist falsch". So, nun habe ich letztens eine Psychologin in einem Interview sagen hören, dass Verdrängen so lange völlig in Ordnung ist, wie es das weitere Leben nicht negativ beeinflusst. Sie erzählte aus ihrem Berufsalltag mit traumatisierten Personen:
Zu Beginn einer Therapie werden erst die Punkte / Komponenten im Leben des Patienten herausgearbeitet, aus der er seine Kraft schöpft. Erst danach beginnt man, die schwierigen, traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten. Einige ihrer Patienten fühlten sich am Ende der Phase I so viel stärker, dass sie die Aufarbeitung ihres Traumas garnicht in Angriff nehmen wollten. Ja, und die Psychologin sagte, das sei dann auch völlig in Ordnung so, denn wenn ein Mensch sich stark genug fühlt, sein Leben zu meistern, bestehe für die Psychologin kein weiterer Handlungsbedarf.
So, seitdem habe ich für mich beschlossen, meine Seele leidet nicht zwingend darunter, dass ich ein Verdränger bin. Dass ich die Trauer nur Häppchenweise an mich heranlasse. Was ich davon habe, weiss ich heute noch nicht - vielleicht muss ich es irgendwann auch einer Psychologin erzählen.
Und - das Verrückte - erst jetzt habe ich begriffen, was Briele an dem Satz "der Verlust bleibt für immer" so tröstlich findet. Ich empfinde den Verlust - aber ich glaube, ich bin auf dem Weg zurück in "ein normales Leben". Woran man das merkt? Daran, dass ich z. B. über die mich immernoch plagenden Unfallfolgen jammere. Ja, die Unbillen des Alltags sind plötzlich wieder im Bewusstsein. Und ich glaube inzwischen, das ist ein deutlicheres Zeichen dafür dass es aufwärts geht, als jedes Lachen es sein könnte. (Versteht mich eigentlich noch jemand?).
Ich wünsche Euch allen eine schöne Woche - und dass sich weiterhin niemand wirklich unterkriegen lässt!
Herzliche Grüße
Andrea