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Alt 14.06.2007, 07:57
Lisa48 Lisa48 ist offline
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Standard AW: Selbsthilfegruppe Zungenkarzinom

Hallo Amexipi,

nach meinem Wissenstand bedeutet:
pT1 - Tumorgröße bis 1 cm
pN2b - von 24 entnommenen Lymphkonten 2 befallen
pM1 - Fernmetastasen 1 (bin ich mir aber nicht ganz sicher)
G1 - langsames Wachstum

Alles in allem eher gute Werte. Ich selbst hatte pMx, was bedeutet, dass man Fernmetastasen nicht beurteilten konnte.

Ich habe die 6-wöchige Bestrahlung sehr gut hinter mich gebracht. Ab der dritten Woche waren die Mundschleimhäute stark entzündet und empfindlich gegen die kleinste Schärfe (Menthol, Gewürze etc.) Auch Spitzes (Brotkanten) etc. ging nicht mehr. Ich habe mich von Brühe, Ovomaltine und Haferflocken ernährt. Da ich ohnehin ein paar Pfunde zuviel hatte, war mein Gewichtsverlust eher eine erfreuliche Nebenwirkung. Eine PEG stand bei mir zu keinem Zeitpunkt zur Debatte.

Ich bin während der gesamten Zeit voll berufstätig gewesen. Sprechen war kein Problem. Allerdings war mein Tumor am Zungenrand und noch sehr klein, so dass die Wunde ohne Gewebetransplantation geschlossen wurde. Die Zunge ist nicht mehr ganz so beweglich wie vorher. Ich kann sie noch etwa einen cm "rausstrecken".

Nach Beendigung der Bestrahlung geht es in der Regel flott wieder bergauf. Die Schleimhäute erholen sich erstaunlich schnell und der verlorene Geschmacksinn kehrt zurück. Die Verläufe sind unterschiedlich hart, aber es gibt eben auch Fälle wie mich. Ich bin sicher, dass die Einstellung zur Krankheit ganz entscheidend ist. Ich habe mich damals entschlossen, mich nicht vereinnahmen zu lassen und habe deshalb außer meiner engsten Familie niemanden über die Krebserkrankung informiert. Ich habe eine Entzündung des Mundraumes angegeben und die Suche der Ärzte nach Viren, Bakterien und Pilzen vorgeschoben. Auch für die Hautrötungen am Hals habe ich eine plausible Erklärung gefunden.

Das liegt alles drei Jahre zurück. Ich bin sehr froh, damals die Entscheidung getroffen zu haben, niemanden im Umfeld zu informieren. So wurde die Krankheit kein allgegenwärtiges Thema und ich führe ein ganz normales Leben mit kleinen Beeinträchtigungen, wie alle anderen auch.

Nur hier im Forum äußere ich mich. Vor allem darum, um neu Hinzugekommenen Mut zu machen, dass es nicht ausschließlich schwere Krankheitsverläufe gibt. Auch die Beurteilung und Prognose des Zungenkrebses durch die behandelnden Ärzte ist sehr unterschiedlich. Alle meine Ärzte haben das Zungen-Ca als eine Krebsart mit sehr günstigen Prognosen eingestuft. Die Radiologin sagte wörtlich, ich solle froh sein, dass es "nur" ein Zungen-Ca sei, Brustkrebs wäre viel bedrohlicher.

Ich gehe noch immer alle zwei Monate an die Uniklinik zur Kontrolle. Das gibt mir Sicherheit. Ansonsten erhalte ich keine Behandlungen mehr. Vielleicht lasse ich mal ein CT machen demnächst.

Ich wünsche Dir und Deinem Vater alles Gute - er wird die Bestrahlung hinter sich bringen und damit wieder einen wesentlichen Schritt in Richtung Genesung tun.

Die Bestrahlung selbst benötigt nur ca. 2 Minuten und ist nicht schmerzhaft. Man spürt während der Bestrahlung nichts- Das Drumherum braucht etwa eine viertel Stunde. Nach 18 erfolgten Bestrahlungen wird durch das Anbringen von Bleiplatten das Knochenmark geschützt. Das hat dann zusätzlich noch mal Zeit in Anspruch genommen.

Liebe Grüßen und alles Gute
Lisa
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