AW: Erfahrungsaustausch
Hallo Ihr Lieben,
nachdem mir so viele von Euch so gute Wünsche mit auf den Weg gegeben haben für meinen ersten Chemo-Zyklus, will ich in dieser Sache doch mal von mir hören lassen – wenn auch im Telegrammstil (bin ziemlich fertig):
Was schön war an diesem Montag:
Mein Sohn hat mir einen (nach eigenen Angaben) Plesiosaurus gemalt und mir das Bild morgens ans Bett gebracht.
Mein Mann und ich haben ausgiebig miteinander gelacht, als sich herausstellte, daß er irgendwie geglaubt hatte, der Haarausfall würde während der ersten Infusion einsetzen und er sähe mich nun zum vorläufig zum letzten Mal mit Haaren.
Die Schwester, die mich in der Chemo-Ambulanz empfing, war herrlich: Eine ältere, vor Energie strotzende Frau, strahlend und geschäftig. Sie übergoß mich mit einem herzlichen Redestrom im reinsten Thüringisch („Mochen Se sich’s nur tichtig gemietlich. Wos kriechen Se denn? Och, Gorbobladin un Doxol“). Der Energieschwall, der von ihr ausging, war richtig belebend.
Was nicht so toll war:
Ab der Hälfte wurde mir trotz des Antiemetikums ein bißchen übel, war aber nicht so schlimm. Irgendwann kurz vor Ende ging dann plötzlich die Spuckerei los, dummerweise gepaart mit heftigen Herzrhythmusstörungen (hatte ich vorher noch nie). Jedenfalls wurde ich dann erstmal raus verfrachtet, bekam irgendeine Spritze verabreicht, habe noch gar nicht gefragt, was das eigentlich war – auch egal, EKG sah horrormäßig aus, dann Herz-Echo, hab dem armen Kardiologen dabei auf den Arm gekotzt, Blutdruck ging in den Keller, Kurznarkose (ich war sowieso schon halb weg) und elektrische Kardioversion. Nach dem Aufwachen dann die Info: „Die nächste Chemo machen Sie mal lieber stationär mit EKG-Kontrolle, am besten in der Uni-Klinik, die sind für sowas besser ausgestattet.“
Hätte mich am liebsten nur noch verkrochen… Ein paar Stunden Monitor-Überwachung und die Nacht durfte ich natürlich auch noch dableiben. Wollte aber heute möglichst schnell nach Hause. Jetzt liege ich hier mit meinem Laptop im Bett und fühl mich ziemlich elend, mehr psychisch als körperlich. Habe jetzt richtig richtig Bammel vor dem nächsten Mal… das weitere Vorgehen muß natürlich erst besprochen werden etc. etc.
Morgen soll ich zur Abklärung dieser Herzgeschichte in die Uniklinik (stationär), es muß wohl irgendein bisher unentdecktes Grundproblem vorliegen, sonst wäre die Reaktion nicht so heftig gewesen… habe gerade so ein Gefühl von „Ich möchte nie einem Club angehören, der Leute wie mich als Mitglieder aufnimmt.“ Ich meine, das kann doch alles nicht wahr sein…
Hat jemand von euch Erfahrungen mit Arrhythmien (speziell: hämodynamisch instabilen Tachykardien) und Chemotherapie? (hoffe ja eigentlich, daß Ihr die nicht habt…)
Liebe Grüße, Linnea
|