Die Trauerfeier war sehr bewegend, obwohl der Redner viele Dinge sehr blümchenhaft ausgeschmückt hat, was Mama nicht so gefallen hat. Das waren dann halt die 30 eur mehr, die er uns gekostet hat, gegenüber dem Redner vom Beerdigungsinstitut

Klingt jetzt etwas boshaft und pietätlos, soll aber nicht so rüber kommen.
Es waren so viele Leute da, dass noch Stühle geholt werden mussten. Das tat gut. Sehr gut. Papa hätte sich gefreut... oder hat er sich sogar gefreut?
Anschließend sind wir dann zu meinem Bruder gefahren und haben noch im Garten den Nachmittag ausklingen lassen. Ursprünglich fand ich den Gedanken des "Leichenschmauses" vollkommen absurd und abartig. Aber im nachhinein muss ich sagen, es tat gut, in entspannter Atmosphäre den Tag der Trauerfeier zu ende zu bringen. Es tat allen gut: uns als Familie, Mama, weil sie hat gesehen, dass die Anteilnahme gross war, auch am Nachmittag. Und den Freunden und Bekannten.
Einen Wermutstropfen gab es natürlich noch: auf dem Friedhof ist das Auto eines unserer Trauergäste aufgebrochen worden. Aber so richtig mit Scheibe einschlagen, Diebstahl etc. Einschließlich der Einsatz der Polizei.

Wär ja auch zu einfach gewesen, wenn alles ruhig gewesen wär
Die Urnenbeisetzung wird am 13.8.07 sein, nur wir 3 werden da sein.
Heut hat Mutti die Witwenrente beantragt, sitzt seit Montag über den Danksagungskarten für die Anteilnahme.
Das Antidepressiva hat sie seit 2 Tagen auch abgesetzt, ihr geht es gut. Sofern man von "gut" in der Situation reden kann. Aber sie ißt wieder mit gutem Appetit, sie hat innerhalb der letzten Tage sogar 3 kg zugenommen. Ich werd aber aufpassen, damit sie nicht wieder so schlemmt

. Nein im Ernst, ich bin froh, dass sie wieder essen kann. Das ist bei uns beiden immer ein Zeichen, dass es "nach oben" geht. Und solang sie wieder schmimpfen kann, dass sie blöderweise wieder nur am Bauch zunimmt, und nicht an den Armen oder sogar Popo, da kommt alles nach und nach wieder in den "grünen Bereich". Wir können zusammen lachen. Und ab und an kullert uns beiden auch eine Träne. Bei den Erinnerungen, bei den Erlebnissen.
Papa begleitet uns jeden Tag, bei Mutti mehr als bei mir. Wir telefonieren jeden Tag, es gibt noch so einiges zu tun: Die Abo´s abbestellen, Versicherungen kündigen, Arzttermine absagen bzw. verschieben. Auto ummelden ... naja, Ihr wißt was so alles anliegt, wenn unsere Lieben nicht mehr da sind...
Ich weiß, Papa hätte nicht gewollt, dass wir in unserer Trauer, in Kummer und Schmerz versinken. Wir sind dabei, unseren Weg zu gehen. Es geht langsam, aber wir bemühen uns, es im Sinne von Papa zu tun. Und ich glaub, er ist froh und glücklich, wie wir das machen.
Schlimm ist es für mich, wenn meine Tochter (10 Jahre) traurig ist, weil ihr Opi nicht mehr da ist. Dann heulen wir halt zusammen, was solls.
Ich werde meinen Urlaub mit meiner Tochter auf dem Grundstück meiner Eltern verbringen. Das ist am Muldestausee (ca. 40 km nördlich von Leipzig), wir sind immer gern dort gewesen, die Kinder haben viele Wochenenden, die gesamten Ferien dort verbracht. Ich freu mich einerseits, wieder dort hinzufahren, andererseits sind dort so viele Erinnerungen. Aber es wird trotzdem schön werden. Und Papa würd sich freuen.
Heut nachmittag treff ich mich mit Miezel aus dem Forum hier. Und ich freu mich da schon richtig drauf. Leider kann Conny nicht. Aber das holen wir nach. Es tut gut, zu wissen, dass hier in der Nähe Menschen wohnen, die einen verstehen und Trost geben.
Ich werd ab und an mal hier in meinem Thread schreiben, wie es uns so geht. Auch wenn ich jeden Tag hier mit Euch lese, leide und traurig bin oder mich freuen kann, kann ich im Moment nicht viel schreiben. Und trotzdem sind meine Gedanken, Hoffnungen, Träume und Wünsche bei vielen von Euch, auch ohne sie alle namentlich zu erwähnen. Kopf hoch, Ihr tapferen Kämpfer. Behaltet Euren aufrechten Gang, vorallem aber Eure Hoffnungen und Euren Mut. Und wenn ich zaubern könnt, würd ich alles gut werden lassen. Für uns und für Euch.
Herzlichst aus Leipzig
Anke