auf einmal ging alles so schnell...

Donnerstag abend sagte uns die Schwester in dem Pflegeheim, dass sie vorm WE noch einen Arzt kommen lassen wolle, bevor am WE irgendetwas ist. Donnerstag mittag hatte mein Dad sein komplettes Mittagsmenü verputzt... Danach hat er sich hingelegt und vor sich hin gedöst... Ich merkte, wie beunruhigt die Schwester war... Freitag mittag kam dann die Ärztin und stellte eine Lungenentzündung und Bronchitis fest. Mein Dad fing auch ziemlich an zu "brodeln" aufgrund von Wasser in der Lunge... Wir entschieden uns schweren Herzens ihn ins Kh zu bringen... Meine Schwester rief mich an und ich machte Feierabend. Ich sagte zu ihr, dass ich noch ins Pflegeheim fahre um den Antrag auf Langzeitpflege abzugeben, aber meine Schwester meinte nur das wäre jetzt erstmal nicht so wichtig. Beunruhigt aufgrund dieser Aussage fuhr ich dann doch direkt zum Kh. Mein Dad war noch in der Aufnahme, musste noch geröntgt werden etc... Gegen 15 Uhr kamen wir auf die Station. Der Arzt kam direkt. Er erklärte uns, dass Papa eine Lungenentzündung hat und riet uns dazu diese nicht mehr zu behandeln. Erst am Samstag hatten wir eine Patientenverfügung unterschrieben, also mussten wir entscheiden. Der Arzt sagte uns, dass Papas Zustand sehr kritisch ist. Wir würden hier jetzt nicht mehr von Wochen sondern von Tagen reden... Er kam auf ein Einzelzimmer und wir riefen unseren Bruder an. Der kam dann auch sofort. Mein Dad bekam einen Tropf mit Flüssigkeit und ein Gerät, dass stündlich Morphium absonderte. Er würde jetzt nicht mehr wach werden. Er döst einfach vor sich hin und irgendwann würde er endgültig einschlafen. Wir blieben die ganze Nacht bei ihm... Samstag morgen war sein Zustand zwar im Gegensatz zu Freitag schon sehr viel schlechter aber in dem Moment wenigstens stabil, so dass wir alle für 2 Stunden nach Hause fuhren um uns frisch zu machen. Gegen halb elf fuhren wir wieder hin. Sein Zustand war wieder schlechter. Er hatte Atemaussetzter, die einem selbst die Luft stocken ließen... Auf der einen Seite hofft man darauf, dass er wieder ausatmet, aber auf der anderen Seite hoffte man, dass es jetzt bald vorbei ist. Gegen 14 Uhr stellten uns die Schwestern Kaffee und Tee im Aufenthaltsbereich hin... Gegen halb drei wurde ich unruhig und wollte unbedingt wieder ins Zimmer. Die Freundin meines Bruder (Altenpflegerin) ging mit mir rein, weil ich nicht alleine wollte. Meine Schwester wollte noch ihren Tee auftrinken... Ich ging ans Bett meines Vaters und nahm seine Hand. Sie war schon sehr kalt und seine Atmung wurde immer schwächer. Ich hielt dieses Brodeln nicht so gut aus und verlies das Zimmer erstmal wieder. Die Freundin meines Bruders entdeckte an den Beinen bereits erste "Totenpflecke"...

Die anderen gingen ins Zimmer und ich ging erstmal wieder raus... Mein Bruder musste zum Klo... Ich sehe wie mein Bruder vom Klo zurück ins Zimmer ging, keine 10 Sekunden später kam er zu mir und sagte ich solle jetz kommen... Sofort ging ich ins Zimmer, hielt die Hand meines Dads. Er ametet ganz schwer! Meine Schwester redete auf ihn ein, dass es okay wäre und er jetzt genug gekämpft hätte. Wir seien groß und würden schon klar kommen... Dann atmete er nicht mehr aus... Wir klingelten und die Schwester kam, in dem Moment machte mein Dad seine Augen zu... Er hatte es geschafft. In dem Moment lief eine Träne über seine Wange, er wollte uns mit Sicherheit noch nicht allein lassen, aber es war wirklich okay! Mein Bruder brach zusammen... Alle weinten....
Ich bin froh über alle Entscheidungen die meine Geschwister und ich in den letzten Tagen/Wochen zusammen getroffen haben. In dem Pflegeheim war mein Dad sehr gut aufgehoben... Das ausgerechent in den letzten beiden Wochen sowohl sein Hausarzt als auch sein Onkolge Urlaub hatten war wohl Schicksal... Die Ärztin vom Freitag war meine Hausärztin und wusste über den Fall gut bescheid... Mein Dad wollte keine lebensverlängernden Maßnahmen, dazu gehört für mich auch das behandeln der Primärkrankheit. Er wollte und konnte einfach nicht mehr. Ich weiß, dass er keine Schmerzen hatte. Im Pflegeheim bekam mein Dad extra ein Zimmer direkt neben dem Schwesternzimmer, damit er immer unter Beobachtung war... Zuhause hätte er mit Sicherheit mehr gelitten als dort!! Und auch wir hätten mehr gelitten, als wir es eh schon taten... Jeder Mensch ist anders, wir waren einfach nicht so stark diese Aufgabe zu übernehmen und ich bin mir sicher, dass mein Dad das verstanden hat. Leicht ist uns diese Entscheidung mit Sicherheit auch nicht gefallen, aber wir haben trotzdem in seinem Sinne gehandelt. Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht! Der Zeitpunkt des Todes war sehr hart! Ich bin froh über und sehr dankbar für die Unterstützung des Pflegepersonals sowohl im Pflegeheim als auch im Kh. Ich bin auch froh, dass ich wenigstens stark genug war zu dem Zeitpunkt seine Hand zu halten, denn eine Zeit lang, war ich mir nicht sicher... aber ich habe es einfach gemacht ohne darüber nachzudenken... Nichts desto trotz müssen meine Geschwister und ich nun mit diesen Bildern und Eindrücken klar kommen. Ich habe keine Ahnung wie und ob ich das Geräusch des "Brodelns" irgendwann wieder loswerde... Es wird auf jeden Fall eine Zeit dauern, bis wir das Erlebte verarbeitet haben... Es kann mir auch niemand, der das schon einmal durchgemacht hat, sagen, dass er es nicht als "schlimm" empfunden hat...
Die schönen Gedanken, von wegen er ist jetzt im Himmel und es geht ihm jetzt besser wollen bei mir einfach nicht rein... Ich sehe ihn auf einer Wolke mit meiner Ma, aber mein Dad ist nicht gesund... Ich kann ihn mir einfach nicht mehr gesund vorstellen, so sehr ich es auch möchte...
Auch wenn einige von euch jetzt vllt denken, dass ich aufhören sollte zu jammern... Mir geht es besch.... mein Dad hat mit Sicherheit ne noch heftigere Zeit hinter sich, keine Frage, aber ich und meine Geschwister sind diejenigen, die jetzt zurückbleiben... Für uns ist die schwere Zeit noch lange nicht vorbei...Wir müssen jetzt damit klarkommen...
Ich wünsche euch alles Gute! Nadin