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Alt 12.08.2007, 13:01
Harald_62 Harald_62 ist offline
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Registriert seit: 04.07.2006
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Beiträge: 7
Standard AW: Selbsthilfegruppe Zungenkarzinom

Hallo an Alle.
Nach ewig langer Zeit habe ich mich wieder ins Forum gelockt und einige Zuschriften gelesen. Ich bin aber noch lange nicht wieder Up to date. Es sind wieder so viele neue Teilnehmer im Forum, Betroffene und Angehörige, dass ich total den Überblick verloren habe.
Damit Ihr nicht immer Negatives lest, will ich heute von mir berichten.
Am 13. Juni 2006 bin ich im KH (Katharinen Hospital in Stuttgart) operiert worden. Diagnose: Invasives Plattenepithel Carcinom G2 pT2 (2,5cm) pN0 (0/12) M0. Ungefähr ein drittel der Zunge wurde entfernt und mit einem Stück Haut vom linken Unterarm (Radiallappen) ersetzt. Beidseitig wurden die Lymphknoten im Hals ausgeräumt (Neck Dissektion), zur Sicherheit wurde noch ein Tracheostoma eingesetzt und eine Magensonde gelegt, aber nicht PEG, sondern durch die Nase.
Ich war ca. 8 Stunden im OP, habe aber alles gut überstanden. Am 2. Juli wurde ich zunächst nach Hause entlassen. Aber dann ging’s los. Am 27 Juli fing die Bestrahlung an. Ich hatte vorher gedacht, „kommst du über den Hund, dann kommst du auch über den Schwanz.“ Aber weit gefehlt, die Bestrahlung war schlimmer als die Operation. (Da bin ich fast über den Schwanz vom Hund auf die Schnüss gefallen.) Nach dem 12. Tag konnte ich nichts mehr essen und trinken. (Und ich hatte noch 18 Tage vor mir.) Meine Frau hat mich dann wieder ins KH gebracht, weil ich dabei war, auszutrocknen.
Ich wurde stationär aufgenommen und zuerst mal wieder mit Salzwasser aufgefüllt. –Intravenös.- Dann wurde wieder eine Magensonde durch die Nase gelegt zum weiteren Auffüllen mit Essen und Trinken.
Ich bin dann so gut mit Schmerzmitteln und sonstigen Medikamenten versorgt worden, dass ich teilweise auch wieder normal essen konnte. Durch die Nase habe ich immer noch Futter zur Ergänzung bekommen, damit ich nicht zu sehr vom Fleisch falle. Trotzdem habe ich insgesamt 16 kg abgenommen. Der behandelnde Arzt sagte, bei uns braucht keiner zu leiden. Wir tun, was wir können, um Schmerzen zu verhindern. Und das war zutreffend. Ich hatte nie zu große Schmerzen, außer direkt beim Schlucken. Ich habe allerdings auch alle gewürzten und gesalzene Speisen vermieden. Lieber kein Geschmack am Essen, als das Essen runter quälen müssen. Man wird halt sehr bescheiden, in so einer Situation.
Bis 2 Wochen nach Ende der Bestrahlung bin ich auf der Station geblieben. Als dann die Nasensonde nicht mehr notwendig war und ich passiertes Essen wieder einigermaßen runter kriegte, bin ich nach Hause entlassen worden. Danach noch 3 Wochen bis zur Entfernung des Tracheostomas und noch mal 6 Wochen bis zur Reha.
Seither geht es aufwärts. Sogar mein Gewicht ist wieder im Anstieg. Von 64 kg zu Beginn der Reha (vom 6.Dez 2006 bis 3.Jan 2007) habe ich inzwischen wieder 71 kg erreicht. Sprechen funktioniert zufriedenstellend gut, essen auch. Seit der Reha bekomme ich zweimal die Woche Lymphdrainage sowohl am Hals, wie auch direkt auf der Zunge. Ich habe vor 14 Tagen ein verlängertes Wochenende in Hinterzarten im Schwarzwald gemacht und dort die Földiklinik zu einer ambulanten Beratung besucht. Diese Klinik ist spezialisiert auf Lymphprobleme aller Art und hat diesbezüglich international ein hohes Ansehen. Ich habe dort die Empfehlung bekommen, mir ambulant eine Woche lang zeigen zu lassen, wie man eine Lymphdrainage im Halsbereich selbst machen kann. Voraussichtlich werde ich das im September mache. Ansonsten geht es mir gut.
Obwohl ich S-Bahnen benutze, in denen Schwärme von Viren und Bakterien unterwegs sind, habe ich noch keine Erkältung gehabt. Ich kann also überhaupt nicht klagen. Und deshalb wünsche ich allen Betroffenen einen genau so guten Verlauf wie bei mir.
Viele Grüße und lasst euch nicht unterkriegen.

Harald
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