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Alt 02.09.2007, 09:28
estella estella ist offline
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Hallo ihr Lieben,

unverädert liegt mein Vater in der Intensivstation und sein Körper kämpft gegen die Folgen der Pankreatitis. Gestern wurde meine Nichte eingeschult. Es war rührend die Kleinen mit ihren großen Schultüten zu sehen. Wie ihr euch vorstellen könnt mußten wir alle die ganze Zeit an meinen Vater denken. Die kleine Schwester des Jungen der neulich tödlich verunglückt ist wurde auch eingeschult. Die Eltern, vom Schmerz gezeichnet, waren auch anwesend - mein Bruder ermahnte mich zurecht daran, dass der Verlust des eigenen Kindes das schlimmste ist, was einem zustoßen kann...

Obschon es meinem Vater nicht gut geht, feierten wir die Einschuung in Form eines Mittagsessens. Udn obschon wir alle traurig sind, war es ein schönes Essen mit gutem Wein und viel Kinderlärm.

Nachmittags gingen wir ins Virchow. Mein Vater war verzweifelt. Er ist nicht ganz klar , was wohl eine Folge der Infektion ist. Er sagte immer wieder, dass er leiden würde. Sein Herz war wieder stark arythmisch, die Herzfrequenz lag deutlichüber 120, so dass sie ihm ein stärkeres Mittel geben mußten.
Mein Bruder ist rührend mit meinem Vater. Er steichelte seinen Kopf, er nahm seine Hand, er trocknete seinen schwitzige Stirn. Immer wenn mein Vater nach Wasser verlangte, sagte er geduldig, dass er erst in 36 Stunden etwas trinken darf, damit die Nähte nicht aufegehen. Mein Vater stöhnte dann auf, wie ein verletztes Tier und mein Bruder streichelte ihn dann und sagte sanft: "Ich weiß, dass es schwer für dich ist...".
Mein Vater bat uns ihn nicht alleine zu lassen. Also werden mein Bruder, Angel und ich uns abwechselnd um ihn kümmern - ohne auf die Besuchszeiten zu achten. Er hat Angst, wenn er alleien im Zimmer ist und die Schwestern, die sich sehr liebevol um ihn kümmern, können ihm diese Angst nicht nehmen. Die Ärzte haben auch keien Einwand gegen die fast rundum Versorgung . Überhaupt sind alle in der Intensiv sehr darum bemüht uns zu informieren. Die Werte waren zwar etwas besser,aber sie sind immer noch so hoch, dass es jederzeit weider schlechter werden kann - eine signifikante Verbesserung ist immer noch nicht eingetreten.

Da mein Bruder gehen mußte, blieb ich alleine mit ihm. Er baute zunehmend ab - wurde immer schwächer, döste, redete gar nicht mehr. Er zeigte deutlich, dass es ihm nicht gut geht. Mein Vater kam mir wie ein Tiger vor, der immer in Freiheit gelebt hat, der angeschossen worden ist und nun in einem Käfig aufwacht, in dem er sich nicht bewegen kann.

Ich versuchte ihm klar zu machen, dass er geduldig sein muss, dass dieser Zusatnd vorbei gehen wird, dass er übermorgen trinken kann, dass er sich ablenken soll. Aber ich drang nicht zu ihm durch.

Er war immer Herr seines kräftigen Körpers. Er war immer in Bewegung. Er hat immer frei.

Ich fahre gleich ins Krankenhaus udn bleibe bis zum Mittag, werde dann von meinem Bruder abgelößt. Ich hoffe, dass die Werte langsam fallen. Gestern hatte ich den Eindruck, dass es ihm immer schlechter ging.

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