Wünsche für Michi
Hallo ihr Lieben!
Nur kurz (grins) meine Gedanken.
Was die Chemoblöcke angeht, ich habe vor den einen Block auf jeden Fall fertig zu machen, dass heißt, ich bekomme noch 4 Chemos und habe dann erst mal 2 Monate Pause. Die Kriterien sind in allererster Linie erst mal mein körperliches Befinden...wenn es weiter so läuft wie bei der letzten, werde ich aufhören, da mein Körper dies nicht mehr so aushält...mein Arzt sagt zwar, dass ich viel an Kraft besitze, aber auch diese ist nicht unermesslich. Ein weiterer Punkt ist meine Seele...mein Garten, den ich dort errichte. Wenn sich meine Seele zu sehr gegen die Chemo sträubt, dann ist das für mich auch ein Grund damit aufzuhören. Und ich bin eben nach wie vor der Meinung, das meine heftige Reaktion auf die letzte Chemo etwas mit meiner innerlichen Ablehnung dagegen zu tun hat.
Jetzt im Moment geht es mir körperlich ganz gut...ich breche schon seit einigen Tagen nicht mehr und auch die sonstigen Nebenwirkungen der Chemo halten sich in Grenzen.Ich mache wohl keine Luftsprünge, aber ohne dieses ständige Erbrechen lässt es sich schon ein bisschen besser an. Naja, alles andere wie die Schmerzen sind nach wie vor da, mal mehr, mal weniger, aber ich kann zur Zeit ganz gut damit leben. Man gewöhnt sich an vieles.
Ich hatte zu Beginn meiner Diagnose so sehr Angst...Angst vor dem Tod, dem Sterben...Angst vor Krebs. Es war immer da...ob ich ein Brot geschmiert habe, beim Fernsehen, sogar nachts. Es ist ein Begleiter, der zu keiner Zeit verschwindet...und er hat mich immer traurig ...wütend....ungerecht gemacht. Mittlerweile lehrt er mich zu leben...meine sinne sind sehr viel geschärfter als vorher. Es ist so, als ob wirkliches Leben was manche Dinge angeht in mein bisheriges Leben getreten ist...wirkliche Freude, wirkliche Traurigkeit, ein wirkliches Dasein, verstehst Du?
Es ist für mich nicht mehr wichtig, was einmal war...denn damit habe ich abgeschlossen. Die Zukunft ist auch nicht mehr in dem Maß wichtig wie es einmal war...denn ich weiss, dass es meiner Familie wieder gut gehen wird. Die Gegenwart ist mein höchstes Gut...sie ist das einzige was ich wirklich habe und was ich auch weiterhin hoffentlich zu schätzen weiss. Ich musste mich entscheiden...entweder ich lasse mich immer weiter in den Abgrund ziehen, in dem ich mich sowieso schon befunden habe oder ich entscheide mich neu für mein Leben...und das hat für mich bedeutet mit mir eins zu werden, mich zu finden, mich selbst für das Leben neu zu gewinnen, einzutauchen in meinen Körper und in meine Seele, damit ich dort lauschen kann, welcher Sinn sich darin verbirgt. Ich habe früher nicht mal annähernd geahnt wieviel Energie in mir steckt. Früher hatte ich gar nicht dieses Gefühl...diesen Bezug zu meinem Körper...warum auch, es war nie wichtig genug für mich.
In der ersten zeit, nachdem ich die Diagnose Krebs bekommen habe, wollte ich immerzu jeden frohen und glücklichen Augenblick festhalten und habe dabei nicht gemerkt dass ich ihn dadurch zerstöre. Ich habe mich immer gewundert, dass ich in den schönsten Momenten Tränen in den Augen hatte und diese dann auch oft genug geflossen sind. Jetzt weiss ich das ich diese Momente eben festhalten wollte und das dies der falsche Weg war. Es war immer so, dass ich auf die Frage wie es mir denn geht, grundsätzlich gut gesagt habe...das mache ich heute nicht mehr, denn man belügt sich selbst und die Menschen die einem lieb sind auch. Es war auch so, das ich meinen Gefühlen nicht diese Bedeutung beigemessen habe, wie es eigentlich sein sollte. Ich fühlte mich häufig verletzt, habe dem aber keinen Ausdruck verliehen...wenn dann war es immer nur Wut...dass ich mich damit selbst verletzt habe, wusste ich nicht. Um Hilfe bitten??? Ich doch nicht...habe doch immer alles alleine hinbekommen...wie schön sind doch solche Kleinigkeiten, wenn man morgens trotz ungewaschenem Geschirr noch im Bett liegen bleiben kann...wenn man einen Tee gemacht bekommt oder ähnliches. Eigentlich ist ein solches Verhalten ein regelrechter Raubbau, den man da mit seinem Körper, seiner Seele treibt. Vielleicht ist der Krebs ja auch ein Hilfeschrei meiner Seele, das kann ich jetzt noch nicht sagen.
Ich habe mir vorgenommen, mir einen wunderschönen Garten zu errichten...einen Garten in dem nur die schönen Dinge zuhause sind...in dem es nach Sommerregen und frisch gemähtem Rasen riecht, in dem Blumen sind, die ich liebe...ein garten meiner selbst willen.
Ich habe schon vor einiger Zeit angefangen mich zu finden...mit meiner Seele eins zu werden. Das ist meiner Meinung nach nämlich ein Schatz....und es ist unabdingbar zufrieden sein zu können. Mein Selbst war die ganze Zeit da...verborgen in meiner Seele. Und ich weiss, das ich jetzt wo ich es gefunden habe, es viel leichter haben werde. Es ist meine innere Stimme, meine Wahrheit, meine Liebe. Ich denke das jeder von uns das hat...aber es ist vielen nicht mehr möglich dies zu sehen oder zu hören, das es ignoriert wird. Es ist ja auch unbequem anders zu sein.
Ich weiss, das ich auch durch meine Krankheit gelernt habe mir zu verzeihen, mich besser anzunehmen und zu schätzen was ich bin...anderen zu verzeihen, sie so zu sehen wie sie sind...zu lieben und zu schätzen...ihre Nähe zuzulassen, ohne sie verändern zu wollen. Dadurch habe ich mir und auch denen die das verstehen Raum geschaffen.
Dadurch ist mein Leben sehr viel reicher geworden und wenn ich heute sterbe, dann habe ich sehr viel mehr zu verlieren als noch vor einiger Zeit.
Alles Liebe euch allen, Michi
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