Liebe Michaela,
ich weiß, dass es schwer ist mit anzusehen, wie Dein Vater immer weniger wird. Aber glaub mir, es ist sein Wille. Es ist schlimm, man will helfen, ihm Gutes tun.
Als mein Vater mir 2 Wochen bevor er verstorben ist, gesagt hat, dass ich dafür sorgen soll, dass er nicht ewig dahinvegetieren muss, habe ich ihm gesagt, dass es doch selbstverständlich ist. Als es dann soweit war und ich die Entscheidung treffen musste, ob er weiter künstlich ernährt werden soll oder nicht, fiel es mir sehr schwer seinen Wunsch zu erfüllen. Wir hatten eine Patientenverfügung und somit konnte oder musste ich entscheiden. Ich habe wirklich mit mir gekämpft, wollte ja auch nicht, dass er verhungert und verdurstet. Die Ärzte haben mir dann aber versichert, dass es so am besten ist. Er würde sonst nur noch länger leiden müssen. Dann habe ich die Entscheidung getroffen und somit seinen Wunsch erfüllt. Und glaub mir, ich würde es immer wieder so machen. Man muss es einfach akzeptieren, egal wie schwer es ist.
Wie Ulla geschrieben hat, würde ich auch mal mit diesem Reiki-Menschen reden. Vielleicht kann er Deinen Vater überzeugen, dass er etwas zu sich nimmt. Wenn das auch nicht klappt, dann will es Dein Vater so. Es ist schwer, ich weiß. Aber Ihr müsst dann versuchen loszulassen. Wir haben ja schon oft darüber geredet, ich habe auch zu lange damit gewartet. Gebt ihm das Gefühl, dass seine Entscheidung, egal wie sie ausfällt, die Richtige ist. Nur so könnt Ihr ihm helfen. Es fällt ihm dann leichter von dieser Welt Abschied zu nehmen.
Was den Pflegedienst betrifft, bin ich auch Ullas Meinung. Wenn Deine Mutter es nicht mehr schafft, dann muss sie sich einfach Hilfe holen. Es ist schon ein enormer psychischer Druck, aber körperlich sollte sie sich nicht übernehmen. Es bringt ja nichts, wenn Deine Mutter auch noch zusammenbricht.
Ich bin in Gedanken bei Euch. Ich wünsche Deinem Vater, dass er nicht so leiden muss. Dir und Deiner Mutter schicke ich ein riesiges Kraftpaket.
Alles Liebe
Viola