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Alt 29.09.2007, 11:44
estella estella ist offline
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Registriert seit: 25.04.2007
Beiträge: 222
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Hallo ihr Lieben,

meinem Vater gehts besser, die Werte steigen nicht und der Arzt meinte, dass wenn am Montag alles weiterhin so gut bleibt er in ZWEI Wochen raus kann...ZWEI Wochen???? Mein Vater war recht gefrustet, denn er hatte sich Hoffnungen gemacht, am Mittwoch entlassen zu werden, aber eine schwere Pankreatitis ist nicht zu unterschätzen. Was, wenn Montag die Werte wieder enorm steigen? Dann bleibt der arme Kerl wohl noch einen Monat im Virchow, Puh!

Ich trage seit gestern eine Halskrause, denn ich wachte um 5.30 auf und konnte mich vor Schmerzen nicht bewegen. Von meinem Nacken aus breitete sich ein stechender Schmerz aus, den ich als Hexenschuss bezeichnete, was aber wohl falsch ist,da man einen Hexenschuss nur am Rücken kriegen kann. Natürlich war ich alleine Zuhause, denn Adrian ist dienstlich unterwegs. 5.30 und keine Möglichkeit sich zu bewegen vor Schmerzen mit einem kleinen sehr aktiven Jungen als Sohn, der IMMER um 6.00 nach mir schreit und in mein Bett will - ich fühlte mich ohnmächtig und mußte weinen, weil ich nicht wußte, was ich tun sollte. Kinder sind ja sehr schlau. Pablo wachte später als sonst auf und er verstand, als ich ihm sagte, dass ich Schmerzen hätte und mich kaum bewegen kann und dass er Ausnahmsweise alleine aus seinem Bett krabbeln soll, um zu mir zu kommen. Das tat mein Süßer auch und bis 7.00 bleib er für seine Verhältnisse sehr still neben mir im Bett. Irgendwie schaffte ich es unter Tränen und Schreien aufzustehen (der Kleine war ganz verschreckt...) und rief Lourdes, Pablos Kinderfrau an.
Ohne Lourdes wäre ich eh aufgeschmissen!! Sie ist tagsüber, wenn ich arbeite bei ihm und er liebt sie über alles. Wenn Adrian arbeitet, dann geht das über Monate Tag und Nacht - dann bin ich ganz alleine und deswegen war uns früh klar, dass wir Hilfe brauchen. Erst recht al sklar wurde, dass Pablo eien spezielle Behandlung wg der Klumpfüsse braucht. Er hat ja über 1, 1/2 Jahre jeden Tag vier mal Physiotherapie machen müssen.
Pablo und Lourdes kennen sich, seitdem er drei Wochen alt ist. Er hat von ihr Tanzen gelernt und viele andere Dinge mehr. Sie hat drei Jungen, der Jüngste ist 13 und alle drei sind so wohlerzogene,nette Kinder. Ich wünsche mir, dass Pablo auch einmal so wird...Mein Vater ist mit ihr befreundet - sie ist mehr als eine Kinderfrau, denn man kennt die Sorgen und Nöte voneinander sehr gut. Jedenfalls kam Lourdes. Um 8.30 saß ich in einem Taxi (Ich habe keinen Führerschein) und heulte vor Schmerzen. Der Orthopäde gab mir dagegen eine Spritze und beteuerte, dass ich eine Halskrause tragen müssse, um die Nerven zu beruhigen. Genau hat er mir nicht erklärt, was es ist, aber er meinte, dass ich unter enormer Anspannung stehen müsse...da fing ich erneutan zu heulen, diesmal nicht wg der Schmerzen, sondern weil ich all die letzten Wochen nicht weinen konnte. Er udn die beiden Schwetern waren völlig verschreckt, wie Pablo. Ich schluchzte,dass mein Vater Krebs hat. Und er weiderholte: "Oh, Sie haben Krebs?!" Und ich: "Nein, mein Vater!".
Es floss aus mir raus, ohne dass ich aufhören konnte. Ich erzählte von der Op udn von meinem kleinen Sohn und von meiner Angst und davon, dass ich gerade alleien bin, weil mein Mann auf Dienstreise ist. Es war merkwürdig, denn ich kannte diesen Mann nicht, da er ist der Orthopäde von Lourdes ist. Er war mir noch nicht einmal besonders sympatisch -dennoch: ich saß weinend auf seinem Sessel und konnte nicht aufhören zu reden. Als die Spritze iher Wirkung zeigte, stand ich mühsam auf udn wurde von einer Schwester hinausbegleitet. Die Halskrause bekam ich noch in der Praxis um udn so kam es, dass mich die Leute anstarrten. Kein Wunder: völlig verquollen, mit Halskrause und seltsam angezogen,denn ich hatte wahllos etwas zusammengestellt. Sagen wir mal so: einen Schönheitswettbewerb hätte ich gestern um 11.oo nicht gewonnen...

Lourdes bleib bis 18.00, eien Stunde später kam Angel, der mit Pablo spielte, während ich kochte und irgendwie konnte ich ihn ins Bett bringen. Angel hat einen deutschen Sprach-Freund gefunden, mit dem er Deutsch spricht und der andere antwortet auf Spanisch. Der Freund ist so alt wie mein Onkel und heißt Lutz. Gemeinsam machen sie Ausflüge und gestern erzählte mir Angel völlig begeistert vom Wannsee, vom Max Liebermann Haus und von der Pfaueninsel. Mein Onkel ist ein großer Berlinfan und Lutz scheint ein umtriebiger Mann zu sein, mit dem er sich prima versteht. Babylonisch! Ich hab natürlich immer noch Schmezen, aber die kann man aushalten. Bewegen kann ich mich mittelerweile auch etwas besser. Lourdes ist heute für ein paar Stunden hier, wir werden gemeinsam mit Angel essen. Abends kommt Adrian endlich zurück.

Man muss wirklich auf sich aufpassen. Ich mache keinen Sport mehr, mein Leben kreist ausschließlich um meine Familie und meine Arbeit - wenn ich mal Kleidung für mich einkaufen gehe, dann habe ich sofort ein schlechtes Gewissen, dass ich etwas Zeit ganz alleine für mich nehme.
Im März hatte ich einen Zusammenbruch und kam in die Charité, weil ich so viel gearbeitet hatte und meine Ärztin schimpfte mit mir und befahl zwei Wochen absolute Ruhe. Im April kam der Befund meines Vaters und seither gehts rund...
Ich kann nicht anders als in Gedankem immer bei meinem Vater zu sein,aber ich werde ein mal die Woche Sport machen müssen, denn mein Sohn ist gestern wirklich erschrocken. Kurz bevor Lourdes kam und ich weinend auf dem Bett saß, nahm der kleine Mann mich in den Arm und sagte auf Spanisch" Ich lieb dich sehr, sehr , sehr...", zum ersten mal hat er das gesagt. Er ist zu klein, um mich zu trösten, das ist nicht die "Aufgabe" eines 1 1/2 Jährigen.
So, hab viel geschrieben.

Alles Liebe,
e
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