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Alt 05.10.2007, 18:45
Benita Benita ist offline
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Standard AW: Meine Schwiegermutter hatte ein Glioblastom...

Hallo Heike,

lass dich erstmal herzlich in den Arm nehmen und trösten.
Ich verstehe dich so gut. Kein Mensch kann ermessen, unter einem solchen Druck zu leben, wenn er nicht selber in einer solchen Situation steckte.

Du fühlst dich für alles verantwortlich, bist es wahrscheinlich auch und nun hast du es schwarz auf weiß. "Du hast versagt!!!" Du hast es nicht geschafft, deinen Kindern ein normales ungezwungenes Leben zu bieten!!! Richtig?!!!
Das ist alles Quatsch. Was wir erleben ist der absolute Notstand. Niemand hat uns beigebracht mit einer solchen Ausnahmesituation zu leben. Wir wursteln uns irgendwie durch, manchmal eher schlecht als recht. Du kannst nicht allen gerecht werden.
Ich bedaure sehr, dass ich das Leben, so wie ich es mir vorgestellt habe, nicht leben kann. Mein Jüngster ist ebenfalls in der Pubertät und dann noch diese Situation, als wenn es nicht so schon schwierig genug wäre.

Ich war irgendwann an einem Punkt, an dem ich vollkommen verzweifelte. Ich habe mir professionelle Hilfe gesucht und gehe nun in unregelmäßigen Abständen zu einer Psychologin. Sie gab mir den Rat, offen mit meinen Kindern zu reden, über die Situation als Ganzes, über meine Ängste, meine Erschöpfung, meine Anspruchshaltung, Verlustängste usw. Wir sind keine Übermütter!!!! Sie hat mir empfohlen meinen Söhnen offen u sagen, dass ich diese Situation nicht allein durchstehen kann. Dass ich ihre Hilfe benötige und dass ich sie, auch wenn mir mal die Nerven durchgehen und ich sie anbrülle, immer liebe. Dass sie nicht für unsere Lebenssituation verantwortlich sind, genausowenig wie ich oder mein Mann. Das dies unser Schicksal ist und wir lernen müssen, gemeinsam die Krise zu überstehen. Das Wichtigste ist, dass die Kinder sich nicht schuldig fühlen. Ich denke Sani hat recht. Wenn das Gedicht nicht vor dir verborgen werden sollte, sondern zufällig beim Aufräumen gefunden werden sollte, dann sprich sie direkt drauf an. Ansonsten nimm einen Aufhänger, um mal mir ihr offen zu reden. Vielleicht kannst du sie mal zum Shoppen einladen, ne neue Jeans oder so, anschließend ein Kaffee in einer Kaffeebar. Dort habt ihr Zeit zu reden. Nur ihr zwei und da ihr dort in der Öffentlichkeit seid, kann es nicht so schnell zu einer aufgeheizten Situation kommen, wenn ihr verschiedener Meinung seid. Sprich dich mit ihr aus. Sage ihr, wie sehr du sie liebst, wie stolz du auf sie bist und dass du froh bist eine große Tochter zu haben...... Du weißt sicher, was ich meine. Sie braucht das und du brauchst es auch. Mach dir in deiner Tochter eine Verbündete.

Ich wünsche dir von ganhzem Herzen, dass du einen Weg aus der Krise findest. Wenn du es nicht allein schaffst, hol dir Hilfe. Mir hat es sehr geholfen.

Herzliche Grüße Benita
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