Liebe Mali,
Zitat:
die ärzte meinten jetzt dass sie eine kopfbestrahlung braucht. wie lange und wie oft sie die machen muss wissen sie noch nicht und ob es was bringt, steht scheinbar auch noch in den sternen... auf jedenfall wird jetzt eine chemopause gemacht, solange das mit der bestrahlung nicht vorbei ist. d.h. der scheiß beschissene krebs kann in ihrem körper wüten bis zum geht nicht mehr und sie können vorübergehen nichts machen.
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Es ist nun mal so, dass die Hirnmetas jetzt Vorrang haben. Hirnmetas können massive neurologische Ausfälle auslösen, sie können auch das Atemzentrum beeinflussen. Eine Chemo überwindet nicht die Blut-Hirn-Schranke, so dass eine Chemo bei Hirnmetas nichts nützt. Es ist jetzt ein Zwiespalt für die Ärzte - einerseits müßte eine Chemo für die Lunge und auch Leber weitergegeben werden - andererseits müssen die Hirnmetas in Griff bekommen werden. Da die Hirnmetas jetzt "gefährlicher" sind, müssen sie die erst angehen.
Ich hatte auch mit Gott gehadert, aber ich habe es irgendwann anders gesehen. Jeder Mensch kommt auf die Welt, um gewisse Aufgaben zu erfüllen. Um gewisse Sachen zu "lernen". Das ist vorbestimmt.
Ich habe geschimpft, gehadert - warum meine Mum so was aushalten muß, so schlecht kann kein Mensch in seinem Leben gewesen sein (meine Mutter war nämlich kein einfacher Mensch, sie war verbittert durch den Ablauf ihres Lebens).
Aber durch die Bücher von Elisabeth Kübler-Ross hab ich meinen Frieden gefunden. Es ist halt so, es ist vorbestimmt, meine Mutter scheint ihre irdischen Angelegenheiten gelernt zu haben, jetzt ist noch die Krankheit da, bei der sie und auch ich was zu lernen haben. Ich wurde durch die Bücher ruhig. Ich akzeptierte einfach die Situation - weil ich sie nicht ändern konnte.
Ich konnte dann auch nur versuchen, auch meiner Mutter diese Ansichten etwas näher zu bringen. Auch sie wollte leben, auch sie lehnte sich auf.
Sie wurde auch irgendwann ruhiger und akzeptierte das, was kommen wird. Das, was sie immer verdrängte und nicht wissen wollte, nahm sie an.
Wir konnten dann sogar über das "Danach" lachen. Sie wollte mir beim Skat helfen, auf meiner Schulter sitzen, wenn ihr Körper nicht mehr da ist.
Liebe Mali, es war mein Weg, aber ich kann Dir nur ans Herz legen, Dir die Bücher zu kaufen und da zu schmökern. Du bist hilflos, Du weißt nicht, wie Du mit der ganzen Sache umgehen sollst, wie Du Deiner Mutter helfen kannst. Du kannst ihr auch nur mental helfen und das auch nur, wenn Du irgendwo gefestigt bist. Ich war am Anfang auch unsichern, nur suchte ich mir schnell meinen Weg - bevor ich zugrunde ging.
Es war gut so für mich, andere Betroffene wie Mouse z.B. schätzen heute noch meinen Weg. Also kann es nicht so verkehrt gewesen sein. Je aufgeklärter man ist, je mehr man seine Augen realistisch vor dem aufmacht, was wahrscheinlich kommen wird - desto besser kann man damit umgehen. Desto besser kann man dem Kranken auch mental beistehen. Das hat nichts mit Abschreiben desjenigen zu tun, sondern mit Realismus.
Es hört sich hart an, aber das ist es nicht. Für mich war es gut, weil ich einfach nicht jedesmal in ein Loch fallen wollte, wenn es wieder neue Befunde gibt. Ich wollte sie verstehen, ich wollte gleich reagieren können.
Ich wünsche Dir wirklich alle Kraft der Welt, dass Du Deine Mutter unterstützen kannst.
LG
Astrid