AW: ich fasse jetzt Mut ...
Liebe Birgit,
ich fühle mich dem Himmel sehr nah, wenn ich auf dem Friedhof umhergehe. Ich stelle mir vor, wie ich Andrés Grab besuchen werde, Blumen pflanze und ihm ganz nah sein werde. Es tröstet mich, schon jetzt. Ich muss daran arbeiten, diese Angst und Wut zu überwinden, denn nur so kann ich ihn richtig und in Liebe loslassen. Vertrauen ist glaube ich auch wichtig, einfach die Gewissheit haben, dass es ihm einmal gut gehen wird.
Heute nachmittag hatten wir volles Haus. Die Kinder von André waren hier und wir hatten es schön zusammen. Alle sassen an seinem Bett und am Fussboden. Sie haben über vieles geredet, Erlebnisse aus der Kindheit ausgetauscht, zusammen geweint und gelacht. Ich habe die Szene von aussen betrachtet und es war schön und beruhigend für mich, mitzuerleben, dass vieles jetzt in Ordnung kommt. André sprach viel von früher, er reflektiert in die Vergangenheit. Er sprach auch vom Leben nach dem Tod, ich hatte das Gefühl, dass er nicht mehr so grosse Angst hat, sondern sein Sterben eher als Erlösung von Qual und Leid erlebt.
Ich mag ihm diese Ruhe sehr gönnen, die schönen Momente mit seinen Kindern heute und seine Gelassenheit für das, was kommen mag. Es mag vielleicht nur ein Moment der Ruhe sein, jedoch glaube ich, er geht nun einen Schritt weiter.
Es grüsst Euch eine traurige, glückliche, weinende
Eva
__________________
Die Tränen rannen herab, ich liess sie fliessen wie sie wollten und machte aus ihnen ein Ruhekissen für mein Herz. Auf ihnen ruht es. (Augustinus)
|