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Alt 12.10.2007, 17:15
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dornschi dornschi ist offline
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Standard AW: Mein Mann hat Speiseröhrenkrebs

Hallo Ihr Lieben da draussen,

eigentlich müsste ich schon längst in einem anderem Forum sein, aber ich hatte vor 2 Wochen ein Erlebnis von dem ich erzählen möchte.

ALLEN die hier nur nach dem positiven suchen - in welcher Hinsicht auch immer - möchte ich raten an dieser Stelle NICHT weiterzulesen.

Es ist ein kleiner Hospizbericht.

Ich war auf dem Weg ins Krankenhaus (Abends um 19:00 Uhr), weil da ein Gottesdienst für die in den letzten 6 Wochen verstorbenen veranstaltet wurde.

Als ich den langen Weg entlanging, kam mir ein Mann mit einer Frau im Rollstuhl entgegen. Ich sah den Mann an, aber nicht die Frau die darin saß und dachte bei mir, so bist auch Du noch vor einigen Wochen mit Deinem Mann hier entlang gegangen.

Auf etwa gleicher Höhe schaute ich der Frau ins Gesicht und erblickte meine ehemalige Arbeitskollegin. Sie wußte bereits, dass mein Peter gestorben war. Sie hat viele Chemos gemeinsam mit ihm zugebracht und sich immer an seinem Lebensmut erfreut. Ich schaute Sie an und wußte, dass Sie nicht mehr viel Zeit auf dieser Erde hat. Leider hatte ich keine Zeit länger mit Ihr zu sprechen, denn die Kirche fing gleich an.

Nach der Kirche hatte ich das Bedürfnis noch einmal mit Ihr zu sprechen. Sie lag auf der Palliativstation. Ich klopfte - es war bereits kurz vor 20:00 Uhr - und fragte Sie ob ich reinkommen dürfte... Ihr Mann war bereits gegangen und Sie war "bettfertig"! Sie ließ mich reinkommen.

Sie fragte mich wie es Peter gegangen sei, ob er Schmerzen gehabt hätte und ob es lange gedauert hat. Ich sagte Ihr, dass er friedlich eingeschlafen sei. Sie sagte, das wünschte Sie sich auch.


Ich sagte Ihr: " Du mußt den Herrgott darum bitten einschlafen zu dürfen"! Sie war aber so verzweifelt, dass Sie Ihren Glauben schon fast verloren hatte. Ich erzählte Ihr von Peter wie er trotz der größten Schmerzen nie von Seinem Glauben abgefallen ist. Sie erzählte mir von einer "sog. Freundin" die Sie besucht hätte und den Kopf mit der Hand vor dem Gesicht weggedreht hätte und gesagt hat: Um Gottes Willen wie siehst Du denn aus? Seitdem wollte Sie keinen Besuch mehr außer Ihrer Familie.

Von Viola sagte ich Ihr noch den Spruch - Du darfst gehen, wenn Du keine Kraft mehr hast... und noch vieles mehr. Ich gab Ihr noch was zu trinken und habe Ihr gesagt, ich würde Sie am Montag (01.10.) besuchen, Sie brauche sich aber nichts zu denken, falls Sie bis dahin keine Kraft mehr hätte. Sie bedankte sich von Herzen bei mir und fragte mich woher ich die Kraft nehmen würde. Ich sagte Ihr, auf alle Fälle nicht von mir selbst, da ich selbst alle Kraft verloren hätte.

Leider konnte ich Sie am Montag nicht besuchen, da ich erkältet war. Wir haben am Mittwoch und am Freitag noch telefoniert und Sie hätte eigentlich nach Hause entlassen werden sollen.

Am Mittwoch - ich habe es leider zu spät erfahren - war die Beerdigung.

Was ich damit sagen will ist folgendes: Baut auf die Kraft Eurer Lieben, baut auf Eure eigene Kraft und auf die Liebe Gottes aber... wenn keine Kraft mehr da ist, dann solltet Ihr eure Lieben freigeben und Ihnen auch sagen, dass sie loslassen dürfen.

Ich hoffe, dass dieser Beitrag nicht gelöscht wird und einigen Angehörigen vielleicht ein Stück weiterhilft auf diesem beschwerlichen Weg der nicht immer mit dem Tod enden muß.

Liebe Grüße

Gabi
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Laufe nicht der Vergangenheit nach
und verliere dich nicht in der Zukunft.
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Die Zukunft ist noch nicht gekommen.
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(Buddha / LaoTse ?)
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