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Alt 22.10.2007, 21:25
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: habe heute chemo-und strahlentherapie begonnen

Meine liebste Linnea!!!

Weißt Du, was mir spontan bei Deinem Bericht einfiel: Ich nehme Dich an meine Hand! Und ich führe Dich hier herum. Wir können überall reinschauen, wenn Du magst.
Besonders gern halte ich mich in der "Herzensstube" auf. Was meinst Du, magst Du da mit hinkommen? Denn Du bist ein Mensch, der sich auf einer Ebene zurecht findet, die mich sehr anspricht. Du sprichst aus dem Herzen. Das ist sicher auch der Grund, warum ich Dich in den Wirren des Netzes gefunden habe!
So, nun komm´in meinen Vorgarten, setz Dich zu mir auf die Bank und wir beschauen den Herbst zusammen, erfreuen uns am Leuchten der Hagebutten (und ich weiß, welche Bedeutung sie für Dich haben), bestaunen den Sonnenuntergang. Ich freue mich über Besuch!

Und noch etwas ist mir eingefallen: Der Räuber aus dem Hinterhalt, der hat noch etwas mit mir gemacht: Ein Opfer. Und ich habe gerade gestern abend, als ich gemütlich in mein Bett gekuschelt neben meinem schlafenden Töchterchen eine Broschüre durchblätterte, erkannt, daß ich kein Opfer sein will. Und wenn ich es bleibe, dann hat er mir noch etwas genommen: Neben der Gesundheit, neben der Leichtigkeit des Lebens noch die Sicherheit, das Vertrauen in mich. Das ist mir eindeutig zu viel! Und als ich da so saß, da dachte ich an ihn, der ja irgendwo im nirgendwo vor sich hingammelt und ich sah ihn nicht mehr als "Person", sondern als häßlichen Zellklumpen!!!
Und ich? Herrje, ich bin eine Mutter von 6 Kindern, eine (wohl ganz nette ) Ehefrau, eine Tochter, eine Schwester (die allerliebste, logisch, da die einzige ), eine Freundin und dann habe ICH Angst vor einem Zellklumpen? Nee, nee, nicht mit mir.
Diese Erkenntnis traf mich in einem Moment, in dem ich noch vorher so geheult habe, weil ich wieder diese schreckliche Angst spürte, die Angst, dieses Leben zu verlassen zu einem Zeitpunkt, an dem ich nicht satt bin. Im rechten Moment! Und ich habe gedacht "Kollege, ich denke, Dein Spiel will ich gar nicht mehr mitspielen. Es ist öde und langweilig. Alles wiederholt sich. Die selben Gedanken, die selben Ängste. Ich mag keine Spiele, bei denen der andere die Regeln vorgibt." Nun muß ich mit dieser Einsicht "nur" lernen, mein Leben in den Griff zu kriegen! Tja, das wird eine Aufgabe, aber man kommt ja nur weiter, wenn man sie löst, nicht wahr?

Liebe Linnea, Dein Besuch hat mich gefreut! Meine Tür ist immer auf. Auch wenn ich mal nicht da bin, ich bin doch irgendwie immer hier!

Ich schau´jetzt mal bei Dir rein! Und wenn Du magst, nimm meine Hand, so oft Du sie brauchst!

Eine warme Umarmung,
Deine Leena
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