AW: junge Frauen und der Tod der Mutter
hallo ihr alle,
ich war nun schon ziemlich lange nicht hier, aber ab und zu habe ich einfach das bedürfnis, mich mit menschen mit einem ähnlichen schicksal zu "unterhalten" oder einfach zu lesen, wie es euch ergeht, mit welchen problemen ihr konfrontiert werdet. es ist jetzt schon über ein jahr her, dass meine mom gestorben ist, genauer gesagt 13 monate und 20 tage. manchmal denke ich, ich habe mich damit abgefunden, habe es akzeptiert. manchmal denke ich aber auch hey, du bist 19 und deine mutter ist tot! als wenn ich mir etwas neues erzählen würde und in dem moment trifft es mich wie der schlag und ich kann es immer noch nicht glauben. ich fange an, dinge zu vergessen. ich kann mich jetzt schon kaum noch an ihre stimmer erinnern oder an ihren geruch. es ist, als würde es mir auf der zunge liegen, aber ich komme einfach nichtmehr drauf. geht es euch auch so?
mein vater hatte auch 3 monate nach ihrem tod eine neue. am anfang bin ich nicht damit klar gekommen, aber auf der anderen seite ist es sein leben und ich habe darüber nicht zu bestimmen. er hat es mir erklärt - er hätte in den 9 monaten zwischen diagnose und tod mehr kraft ausgegben, als er zur verfügung hatte, und könne nun einfach nicht alleine sein. das habe ich irgendwie zu akzeptieren, auch wenn es einfach sehr früh war.
jeder verarbeitet den tod eines geliebten menschen anders, und bei manchen hat es den anschein, als würden sie nicht trauern, das stimmt aber nicht.
mein vater hat sofort den ehering abgenommen und nach und nach alle fotos von ihr, die in der wohnung standen, in eine ecke auf dem schreibtisch "verbannt", das hat mich sehr verletzt doch nun weiß ich, dass es nur seine art der verarbeitung war.
seid nicht sauer auf eure väter, es ist ihre art, mit dem schmerz umzugehen. hätte mein vater so reagiert wie ich es erwartet hätte, wäre er vielleicht unter der last zusammen gebrochen.
ich vermisse meine mom unglaublich und es gibt so viele situationen, in denen ich sie brauche, in denen ich sie gerne um rat fragen würde. immer noch sehe ich dieses schreckliche bild vor mir, wie sie tot im hospiz lag, nicht friedlich, wie es manche beschreiben, es sah fast bedrohlich und angsteinflößend aus. einerseits schäme ich mich davor, das empfunden zu haben, andererseits war es einfach eine reaktion, für die ich nichts konnte.
ich wünsche euch alles gute bei der verarbeitung, vielleicht schaue ich ja jetzt häufiger wieder vorbei.
alles gute, anni
|