AW: Stammtisch
Guten Morgen alle zusammen,
ich habe über deinen ‚Spruch nachgedacht und überlege nun die ganze Zeit, in wieweit ich ihn für mich umsetzen kann..
Was stört mich eigentlich an anderen? Früher, heute? Spontan fällt mir nur eines ein, was mich wirklich stört: Überheblichkeit. Arroganz Andersdenkenden gegenüber. Selbsternannte „Gutmenschen“, die keine andere Wirklichkeit akzeptieren, als die eigene. Wenn du dich nicht so verhältst, wie ich denke, dass es richtig ist…
Ja, das stört mich an anderen. Und was verstehe ich daraus für mein eigenes Leben? Dass ich endlich akzeptieren muss, dass man sich auch irren kann, dass man nicht festhalten sollte an Gefühlen und Gedanken, die einmal richtig waren. Dass man „Loslassen“ sollte bei Menschen, die einem nicht gut tun. Dass ich für mich endlich akzeptieren muss, dass alles seine Zeit hat, dass sich Menschen verändern, bzw. dass ich mich verändert habe und mit vielen, die meinen Lebensweg nach dem Tag X gekreuzt haben, heute einfach nicht mehr die selbe Sprache spreche. Meine Kindheit war geprägt von der Überheblichkeit meines Vaters, mir, meinen Gedanken und vor allem meinen Gefühlen gegenüber. Das brauch ich nicht mehr, bei Gott nicht. Auch ich bin durch die Hölle gegangen, auch meine Welt ist zerstört, auch ich hatte schier unüberinwindbare Hindernisse zu bewältigen und alles noch mit der Verantwortung, meinen Kindern eine trotzdem möglichst unbeschwerte Kindheit und Jugend zu schenken. Nein, ich brauche keine Zeigefinger, keine Moralapostel, die denken, sie sehen mehr, sie fühlen mehr. Ich musste und muss mich selbst retten, mich und die Familie, die Claus und mir unser ein und alles war/ist.
Tiefgründige Gespräche? Liebend gerne. Sehr gerne möchte ich hören, wie der ein oder andere mittlerweile sein Leben meistert, möchte für mich lernen, möchte annehmen, wenn mir jemand eine Möglichkeit aufweist, einfach im Gespräch, beim Erzählen. „Du musst“ nein, das mag ich noch immer nicht. Ich muss nämlich nur eins: Mein eigenes Leben wieder auf die Reihe bekommen, nur das MUSS ich.
Die Wege, anderen eventuell Gutes zu tun, sind unterschiedlich. Geld kann und wird niemals so wichtig sein, wie ein gemeinsames Lachen nach dem Tal der Tränen, wie ein vertrautes: Du, ich weiß, musst mir nichts erklären, wie Geborgenheit, das Wissen: Unser Heim wird dir immer Zufluchtsort sein.
DAS wiederum erfordert Interesse, Geduld, Einfühlsamkeit für sein Gegenüber. Das erfordert mehr Herzenswärme und soziales Engagement als jede ach so große aber vollkommen anonyme Überweisung. Hat etwas von Ablass? Oder?
Die Angst wird bleiben. Ich sehe Maxi, der nun in Roberts Alter kommt und manchmal schleicht sich Panik in mir hoch. Und dann denke ich: Sie darf uns nicht bestimmen, sie darf uns nicht die Möglichkeit nehmen, zu lachen und glücklich zu sein. Denn was bleibt, wenn ein geliebter Mensch nicht mehr da ist? Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Und wie diese Erinnerungen aussehen werden, DAFÜR tragen wir bis zu einem gewissen Punkt die Verantwortung, denn wir gestalten heute das gestern, das uns bleiben wird…
Nun, Gedanken von oben nach unten, etwas kreuz und quer. Was nun lerne ich aus dem Ärger über andere? Gib dich nicht mit Menschen ab, die dir nicht gut tun? Klingt sehr egoistisch, aber auch das heißt ÜBERLEBEN.
Und trotzdem war ich gestern mit meinen Gedanken bei euch, natürlich, denn mir hat es einmal etwas bedeutet. Und ich zumindest kann den Schalter nicht einfach ausknipsen.
@Wolfgang, habe dir heute morgen geschrieben.
LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
Geändert von AndreaS (29.10.2007 um 10:08 Uhr)
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