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Alt 01.11.2007, 19:14
Anemone Anemone ist offline
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Registriert seit: 24.11.2005
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Standard AW: Mit 30 Jahren alleine

Hallo Kathrin und alle anderen,
ich weiß nicht, ob es tröstet: aber mir geht es zur Zeit auch mehr als bescheiden. Mein Schatz ist nun schon fast 21 Monate nicht mehr bei mir, aber es tut immer noch ganz schrecklich weh. Manchmal denke ich, er hat mir ein großes Kraftpaket zurückgelassen, weil er seine Krankheit so tapfer ertragen hat und ich ihn begleiten konnte bis zum Schluss. Jetzt habe ich aber das Gefühl, das Paket ist leer, die Kraft ist aufgebraucht.
Ich kann und will nicht mehr hören, dass ich ja soo stark bin und das alles so toll gemeistert habe.
Nein, ich fühle mich schwach, elend, bin ständig am Weinen. Das trübe, neblige Wetter tut ein Übriges.
Die Zeit heilt alle Wunden??? Dachte ich zwischendurch auch schon, aber momentan habe ich das Gefühl, dass diese Wunden in der Seele - vielleicht gerade mal ein bißchen abgeheilt - momentan wieder am Aufbrechen sind.
Das schlimmste ist das Unverständnis, auf das ich stoße. Ich habe gewagt, auf die Frage "Wie geht es dir?" zu antworten: "Nicht gut, meine Trauer drückt mich nieder."
Ach, wirklich? Wie lange ist "es" jetzt her? So, im Januar werden es SCHON 2 Jahre??? Ja ja, die Zeit vergeht. Na, dann machs mal gut, tschüss...
Man möchte ja eigentlich nur hören, dass es mir gut geht, dass ich alles im Griff habe und schon "darüber weg" bin.
Ich bin ihnen nicht böse, sie mussten ja (glücklicherweise) diese bittere Erfahrung, den liebsten Menschen zu verlieren, noch nicht machen. Vielleicht hätte ich früher ähnlich reagiert.
Nur gut, dass es dieses Forum gibt, man kann da mal ein bißchen rumjammern und die Anderen können verstehen, wie es einem geht.
Ich wünsche euch allen einen erträglichen Abend. Ich werde mir ein paar Kerzen anzünden, an meinen Schatz und an alle denken, die auch das Liebste verloren haben, was sie hatten.
Zum Schluss noch ein Zitat aus Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren. Ich finde, es passt gut zu unserer Situation:

Lange saßen sie dort und hatten es schwer,
doch sie hatten es gemeinsam schwer,
und das war ein Trost.
Leicht war es trotzdem nicht.


Viele liebe Grüße,
Anemone
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