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Alt 22.11.2007, 14:26
conniS conniS ist offline
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Registriert seit: 19.11.2007
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Standard AW: Erfahrungsaustausch

Hallo Ihr Lieben alle,

nochmals ganz herzlichen Dank für all die aufmunternden Worte. Ich will Euch jetzt berichten, wie das Gespräch gestern verlief.

Um 12:30 war es angesetzt. Meine Schwägerin, mein Mann, mein Schwiegervater und ich waren da und haben 1 ½ Stunden warten müssen, bis der Arzt kam - ein sehr junger, etwas nervös aber Vertrauen erweckend. Er hat uns erklärt, dem OP-Bericht zufolge handelt es sich um ein Rezidiv, aber eben nicht im Bereich der Eierstöcke, sondern am Darm. Das sei ungewöhnlich, aber nicht zu ändern. Auf meine Frage, ob tumorfrei operiert wurde, oder ob solitäre Metastasen festgestellt wurden, antwortete er, dass das im OP-Bericht nicht „so genau formuliert“ sei und er deshalb versuche, telefonisch noch einmal mit dem Chirurgen zu sprechen. Da er aber als Belegarzt nur Dienstag und Mittwoch morgens im KH sei, der Chirurg dann aber im OP stehe, sei es schwer, diesen zu erreichen.

Da war zumindest für mich das Vertrauen kaum mehr vorhanden. Mutti ist am 5.11. zum ersten Mal operiert worden mit dem Ergebnis, dass sie an der falschen Stelle geöffnet und eine erneute OP am 6.11. nötig wurde. Spätestens seit diesem Zeitpunkt war der Onkologe involviert! Und in fast 3 Wochen will er es nicht geschafft haben, den Chirurgen telefonisch zu erreichen? Seit einer Woche stand der Gesprächstermin mit uns fest – und er hat es auch in dieser Woche nicht geschafft?

(Vorhin habe ich mit meiner Schwiegermutter telefoniert; der Chirurg war bei ihr und hat gesagt, dass der Tumor in seiner Gänze entfernt wurde und er „großflächig“ operiert habe.)

Dann haben wir ihn gefragt, welche Therapie angedacht ist. Die Antwort war – wie wir auch erwartet haben – eine platinhaltige Chemo, weil vor 4 Jahren sehr erfolgreich und der Tumor platin-sensitiv gewesen sei. Ich habe ihn nach möglichen Alternativen gefragt. Kombination Chemo + Hinzugabe von z.B. Gefäßzerstörender Kleinmoleküle, um die Blutgefäße zu vernichten, die die vielleicht noch vorhandenen Zellen versorgen. Seine Antwort: Es laufen zwar Studien mit neuen Medikamenten, aber das sei alles nur Geschäftemacherei, im übrigen wisse man nicht, wo hier anzusetzen wäre, da ja nicht feststehe, ob noch Zellen vorhanden sind. Meine Frage, ob neben der Heranziehung klinisch-pathologischer Parameter auch die molekularen Prognosemarker bestimmt worden seien, verneinte er. Als ich sagte, dass unter Zuhilfenahme dieser Prognosemarker doch erst die Indikation für eine mögliche molekulare Therapie überlegt werden könne, wischte er vom Tisch mit der Begründung, dass ein Ansatz hierfür überhaupt nicht gegeben sei.

Er holte dann aus und erklärte u.a., dass all die neuen Methoden oftmals nur Geldmacherei seien, Ärzte wie Grönemeyer Scharlatane usw. usw. Ich war ziemlich geschockt; insbesondere im Hinblick auf seine Aussage zu Grönemeyer, von dem ich bisher noch nichts Negatives, sondern immer nur Lob und Anerkennung gelesen habe. Grönemeyer wird als Vater der Mikrotherapie bezeichnet und ist Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie und des weltweit einzigen Lehrstuhls für Mikrotherapie an der Universität Witten/Herdecke sowie des Instituts für Mikrotherapie in Bochum.

Dann habe ich gefragt, ob evtl. Hyperthermie als unterstützende Therapie infrage käme. Seine Antwort: An jeder Ecke würde Hyperthermie für viel Geld angeboten, sei aber wenig hilfreich. Mein Einwand, dass die Deutsche Krebshilfe die Hyperthermie als 3. Säule bei der Krebsbehandlung ansehe, hat er ebenso vom Tisch gefegt wie meinen Hinweis, dass an der Uni Essen und Düsseldorf diese Therapie angewandt werde. Insbesondere zu letztem Hinweis meinte er, dass es nichts bedeuten würde, es gäbe Kliniken, die einen guten Ruf hätten, wo aber die Chefärzte in Handschellen abgeführt würden (damit meinte er ganz offensichtlich die Klinik Wegberg, die in den letzten Tagen ja oft genug in der Zeitung stand). Was das aber mit anerkannten Uni-Kliniken zu tun hat, frage ich mich doch sehr.

Fazit: für ihn gäbe es keine Alternative und auch keine unterstützende Therapie. Lediglich die platinhaltige Chemo (auf die der erste Tumor vor 4 Jahren auch gut angesprochen hatte) sei anzuwenden. Punkt!

Mutti hatte – bevor der Arzt kam – gesagt, dass sie auf gar keinen Fall mehr eine Chemo durchziehen werde. Nachdem der Arzt aber jede Menge erzählt und ihr auch sehr zugewandt war, hat sie letztlich zugestimmt, die Chemo zu machen. Und da ich weiß, dass auch nur eine Chemo effektiv ist, habe ich mich zurückgezogen und nichts mehr gesagt, um sie durch mein Nachhaken nicht zu verunsichern. Ich bin aber der Überzeugung, dass man neben einer Chemo entweder in Kombination oder unterstützend noch Alternativen hat. Leider stand ich letztlich allein da und meine Bitte, Kopien des OP-Befundes und der histologischen Untersuchung zu bekommen, wurden seitens der Familie als nicht notwendig abgelehnt: Man habe vollstes Vertrauen zum behandelnden Onkologen. Als ich sagte, dass er ein internistischer Onkologe sei und die Zweitmeinung eines gynäkologischen Onkologen vielleicht interessant wäre, wurde ich mit einem bösen Blick bedacht, der mir sagte: Mund halten!

Ich bin frustriert. Nicht etwa, weil meine Recherchen alle als null und nichtig abgetan wurden, sondern weil sie so absolut abgetan wurden. Ich habe neben vielen medizinischen Seiten auch sehr viel hier im Forum gelesen, wo sich so viele Frauen mit Ovarialtumoren – auch Rezidiven –austauschen. Es sind viele dabei, die Alternativen anwenden. Auch diesen Frauen ist damit eine schallende Ohrfeige verpasst worden, sind sie doch Scharlatanen und Geldmachern in die Hände gefallen.

Mir ist klar, dass das Auftreten eines Rezidivs nicht so viel Spielraum lässt. Aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass man „mehr“ machen könnte. Wenn sich Zellen nachbilden, dann kann man mit Alternativ- oder Kombinationstherapien das Wachstum vielleicht hinauszögern. Ist es nicht wenigstens Wert, darüber offen nachzudenken, statt alles als Scharlatanerie abtun und Institutionen wie z.B. die Deutsche Krebshilfe zu diffamieren?

Mir ist die jetzt geplante Nachbehandlung, 4 x Chemo und nach einem halben Jahr zum CT, zu wenig. Aber ich stehe damit allein da und weiß nicht, was ich noch tun soll. Habe ich mich denn so verrannt?

Liebe Grüße
Conni
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