AW: Glück im Unglück
Mein lieber Quirin,
wie gut Du mich schon kennst, nicht zu fassen.
Ich muss zugeben, dass ich mit der Aussage über sämtliche Metastasen, die auch noch weiter gewachsen sind, das Ende meines Lebens angenommen hatte. Das heisst aber nicht, dass ich den Lebensmut verloren habe, sondern mich einfach meinem Schicksal gefügt hatte.
Durch Deine medialen Eingebungen, die sich ja mittlerweile bewahrheitet haben, habe ich ja erst wieder angefangen, an das Leben zu glauben. Und, weil ich wieder so viel Hoffnung schöpfte, fällt es mir gerade jetzt so schwer, mich mit diesem Gedanken auseinander zu setzen. Ich hatte ja alle wichtigen Dinge geregelt. Ich möchte vielleicht einfach nicht so vermessen sein, als eine von all den vielen Menschen, die mit weitaus weniger Metastasen schon diese Welt verlassen mussten, zu sagen. Ich schaffe das! Denn nach ärztlicher Sicht kann ich gar nicht mehr lange leben. Auf einmal spürte ich, dass ich den unvermeidlichen Tod doch noch nicht annehmen wollte. Und so ist es ja auch gekommen. Die Therapie fängt an anzuschlagen, die Hoffnung, noch eine gute Zeit hier verbringen zu können, ist voll da. Obwohl es mir nun ja schon seit vier Wochen so gut geht, kann ich leider nicht die Angst abschütteln: Wie lange noch?
Und diese Zwischenzeilen hast Du erkannt, also hast mich voll erwischt!
Es ist so schön, dass es Euch alle gibt.
Liebe Grüsse
Ulla
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