AW: Erfahrungsaustausch
Liebe Anja,
ich will dir meine Erfahrungen von der letzten Chemo erzählen, weil ich dir Mut machen will!
Die Chemo, die ich im September angefangen habe, war als "nebenwirkungsarm" angekündigt. Der Tag der Infusion war unspektakulär. Tag 2: Ich hab gek... wie der sprichwörtliche Reiher und hab Fieber bekommen, das ging bis 40 hoch. Da ich nichts trinken konnte bin ich dann im Krankenhaus gelandet um intravenös Flüssigkeit zu bekommen. Außerdem gab es Antibiotika (vermutlich überflüssigerweise, denn Gemzar (Teil meiner Chemo) kann Fieber erzeugen. An den Nachwirkungen im Darmtrakt hatte ich Wochen "Spass"... Das fiebersenkende Mittel haben sie mir erst gegeben, nachdem ich einen weiteren Tag "gekocht" habe. Frag mich nicht warum... In dem Krankenhausbett konnte ich nach einem Tag nicht mehr liegen, so durchgelegen war die Matraze. Da gerade Wochenende war, war nichts anderes zu bekommen.... Glaub mir, ich kann verstehen, wenn du nicht ins Krankenhaus willst... Nach dieser Runde habe ich statt 1 Woche Erholung 3 Wochen eingelegt...
In Runde 2 wusste ich ja ungefähr was auf mich zukommt und ich hab die intravenöse Flüssigkeit und fiebersenkendes Mittel eingeplant. Statt Krankenhaus konnte ich das dann ambulant lösen... in dieser Runde habe ich mich von Antimetika wie Zofran (was schon zu den wirksamen Mitteln gehört) übergeben... total viel Hoffnung hatte ich da auch nicht... Aber der Tumormarker hatte schon nach der verunglückten ersten Runde nach unten angeschlagen... ich wollte weitermachen...
In Runde 3 wurde dann an Antiallergiemitteln und sonstigen Mitteln ausgepackt, was die Apotheke so hergab. Die Mittel im Vorlauf wurden erweitert (4 Stück hatte ich nachher im Vorlauf...) Ich hab Kortikoide für die ersten 5 Tage bekommem und auch noch Emend und siehe da: Ab dieser Runde hab ich die Chemo gut vertragen! Keine Übelkeit, kein Fieber. Nichts. Müdigkeit und ein paar Tage lang den Magen schonen. Aber damit konnte ich leben. In Runde 4 hab ich dann eines von den vielen Medikamenten wieder weggelassen (Emend). Und das ging dann auch prima.
Was meine Erfahrung ist: Ich hab echt harte Nebenwirkungen erlebt von denen ich gedacht habe, das pack ich nicht. Es hat etwas gedauert. Es gibt leider nicht wirklich ein Rezeptbuch und es scheint so zu sein, dass man rumprobieren muss, aber meine Erfahrung ist, es gibt dann doch einiges, was man gegen die Nebenwirkungen machen kann. Frag nach und fordere ein! Hinterfrag, was man noch tun kann! Ich glaube, Panik ist nicht nötig!
Lieben Gruss
Mona
P.S. Ich hatte Kombinationstherapie Gemcitabine (Gemzar) mit Treosulfan. Der Tumormarker war vor Chemo auf 125 und ging dann mit Runde 1 auf 81, dann auf 57, dann wurde einmal kein TM bestimmt und danach war er in Runde 4-6 im Rahmen des Messfehlers konstant (naja, vielleicht langsam hochtröpfelnd) auf 14, 15, 19, also im Referenzbereich. Leider hab ich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit noch Tumorzellen auf dem Darm, wurde bei der letzten OP gesehen, die aber eher "notfallmässig" war und damit nicht das Ziel auf tumorfrei operieren, hatte. Was die Chemo geschafft hat, ist aber, dass ich unter Chemo an Kraft gewonnen habe. Trotz schlechter Ernährung und kaum Bewegung. Hat mich selbst schon irgendwie beeindruckt. Im September/Oktober hab ich mich gefühlt, wie ein Luftballon aus dem man die Luft so langsam entwichen war... total schlapp und kraftlos....
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