Heute morgen habe ich zu 8 Uhr unserer Mutter ein Frühstücksei gebracht (die Krankenhaus-Eier sind ihr zu hart gekocht

). Ich habe es natürlich gerne getan, doch hatte ich auch etwas Angst. Denn morgens ist es meistens besonders schlecht. Und so war es dann auch. Sie hat bis 2 Uhr ganz gut geschlafen und ist dann allerdings stündlich wach geworden. Um 3 Uhr hat sie sich eine Morphium-Spritze geben lassen. Das alleine ist schon bezeichnend, da sie sonst eher nur etwas nimmt, wenn man ihr es 3-4 mal anbietet. Dann kam um 8 Uhr das Frühstück. sie hat sich hingesetzt und wollte frühstücken. Recht schnell sagte sie dann, dass sie erst ihre Spritze benötigt, da sie es so nicht schaffen würde. Ich habe dann die Schwester geholt. Nach der Morphium-Spritze ging es dann etwas besser. Allerdings wurde ihr "schwarz" vor Augen vor Müdigkeit. Leider hat sie sich dann noch verschluckt und der dadurch ausgelöste Hustenkrampf hat ihr dann die letzte Kraft genommen. Sie wollte dann erst mal wieder schlafen.
Gestern hat sie ja den Arzt gefragt, ob man nicht auf den Morphium-Tropf verzichten könnte. Er hat ihr dann gesagt, dass er das nicht gerne machen würde und sie sich zwischen Atmennot / Husten und Müdigkeit entscheiden müsste. Jetzt hat sie sich heute bereits 2 Morphiumspritzen geben lassen. Vielleicht merkt sie, dass der Tropf doch besser ist. Allerdings wurde er gestern auch nicht ganz abgestellt, sondern nur die Dosis reduziert. ich habe heute mir das mal abgeschrieben. Sie bekommt aktuell:
0,7 ml / Stunde der Mischung:
- 30 mg Morphium
- 2,5 mg Haldol
- 50 mg (?) Paspertin.
Ich werde mir später mal die Wirkung der einzelnen Substanzen unter wikipedia angucken.
Heute morgen habe ich dann Papa telefonisch berichtet (er ist jetzt zu ihr gefahren). Er hat mir dann noch etwas mehr erzählt, was er gestern mit ihr besprochen hat. Als der Arzt nicht mehr im Zimmer war, hat er mir ihr noch gesprochen. Er hat ihr gesagt, dass sich die Situation ja verschlechtert hat und das Tumorgewebe in der Lunge gewachsen ist. Sie hat dann gefragt: "Wird denn überhaupt keine Chemo mehr gemacht?" Momentan geht das über den Port (aufgrund der Trombose) nicht und über die Vene geht es auch nicht. Und die Chemo wird vielleicht auch gar nicht mehr angesetzt. Dann hat sie gesagt: "Ja dann werde ich ja wahrscheinlich überhaupt nicht mehr aus dem Krankenhaus entlassen und hier sterben." Papa hat gesagt, dass sie zumindest die beste ärztliche Versorgung erhalten muß.
Gestern hat sie dann am Nachittag zum ersten auf die Frage eines Besuchers, wann sie denn rauskommt, geantwortet: "Wahrscheinlich überhaupt nicht mehr."
Ich habe mich gerade erschrocken, als ich von Doro mit "war" zitiert wurde. So war es nicht gemeint. Aber unsere Mutter hat den Kampf verloren. Es geht jetzt um einen möglichst humanen Tod. Sie soll nicht erbärmlich ersticken und wir wünschen uns, dass sie friedlich einschläft. Aber Doro hat Recht (was ich auch nie anders gesehen habe): Es ist Wahnsinn, wie unsere Mutter auch heute kämpft und nicht in Selbstmitleid verfällt. Ich wüsste nicht, dass sie alleine in den letzten 3 Wochen einmal gejammert hätte. Sie ist für uns immer noch die starke Mutter und ein Vorbild für die ganze Familie. Mir tut es nur so weh, dass meine Tochter keine Erinnerungen mehr an ihre Oma sammeln kann. Dafür ist sie einfach noch zu jung. Zum Glück hat sie noch die andere Oma und zweimal Opa. Meine Neffen verlieren in naher Zukunft auch die zweite Oma, denn die andere ist ja vor einer Woche gestorben.
Momentan glaube (hoffe) ich, dass unser Vater gut zurecht kommt. Er erlernt momentan das kochen und es macht ihm richtig Spaß. Allerdings hat Mama gestern zu mir gesagt, dass wir auf Papa aufpassen sollen. Das werden wir natürlich tun. Trotzdem wird es auch schwierig sein, das richtige Maß zwischen "einbinden" und "in Ruhe lassen" zu finden. Das wird uns aber schon gelingen.
Jetzt mache ich erst einmal Schluß und werde Euch über den weiteren Verlauf berichten.