AW: Verzweifelt, traurig und wütend
Liebe Alicia!
Ich sage es immer wieder: Gegen Krebs kämpft man nicht. Das hilft ihm. Dem Krebs setzt man seine Gelassenheit und seine Lebensfreude entgegen. Und das macht Ihr ja auch. Tut das weiter. Ich denke auch, dass eine Kur hier das Beste ist. Am besten nicht so weit weg fahren, dass die Familie die Chance hat, immer mal wieder vorbeizuschauen.
Was den Leistenbruch betrifft: Ich stand ein Dreivierteljahr nach der Speiseröhren-Operation auch vor der Frage, meinen Narbenbruch operieren zu lassen. Auch hier hatte ich die Meinung gehört, es lieber sein zu lassen, wenn ich es aushalten könne; den Körper "nicht belasten". Da klingt doch immer mit an, dass man die zum Leben verbleibende Zeit nicht mit einer weiteren OP vertun sollte. Aber das hieße ja, sich selber aufzugeben. Ich habe die vorsichtige Diskussion des Oberarztes mit einer Assistenzärztin zu meinem Fall mitgehört. Der Oberarzt meinte abschließend: "Belastet es ihn? Ja. Also? Alles klar." Für diese Einstellung bin ich ihm dankbar. Ich wurde also zum dritten mal in jenem Jahr operiert und fühlte mich danach deutlich besser. Man kann sich des Lebens nur erfreuen und also gesunden, wenn man sich wohl fühlt. Lebensfreude mit einem belastenden Bruch ist nur schwer möglich.
Das soll Deinen Vater nicht zur OP überreden. Jeder Mensch ist anders und muss also auch selbst entscheiden. Aber wichtig ist, dass man froh sein kann.
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Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres. (Einstein)
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