Liebe Beate,
nee, ich bin nicht so ein Fuchs wie Ina... Sie hat mir vor einer Weile eine tolle chemohirntaugliche Anleitung geschickt, wie ich das mit den Bildern hinbekommen kann... Und daß es in der Leiste über dem Antwortfeld (dort wo man auch einstellen kann, wenn man etwas fett oder kursiv haben möchte) eine eckige Sprechblase gibt, mit der man einen reinkopierten Text als Zitat markieren kann, wurde mir erst bewußt, als ich die mal versehentlich angeklickt habe
Ich nehme an, was eine lange verzögerte seelische Verarbeitung so besonders schwierig macht, sind neben dem schweren Herankommen an diese Dinge vor allem auch die Jahre, die man zwischen dem Erleben und dem Verarbeiten gelebt hat. Ich weiß natürlich nicht, wie es ist, aber ich stelle mir vor, daß man - wenn dann das Verarbeiten einsetzt - diese Zeit, in der dieses "Nachziehen" der Seele nicht stattgefunden hat, auch ganz besonders in Frage stellt.
Den Trautheimer Wald kenne ich nicht, aber ich freue mich sehr, daß er Dir so gut tut! Und Maya ist Dir sicherlich eine wunderbare Begleiterin auf Deinen Spaziergängen! Als ich las, daß Du immer bewußt andere Wege wählst, kam mir der Gedanken, ob nicht das Verbindende zwischen Deinen Wald-Spaziergängen und meinen Mosaiken darin liegen könnte, daß beides wie eine Art Ritual betrieben und gedanklich über die eigentliche Sache hinaus angereichert wird. Ich weiß gerade nicht, ob ich mich verständlich ausdrücken, aber ich meine, wahrscheinlich ist es fast egal, was man tut (klar, daß nicht alle Menschen gerne nähen

): es eignet sich als Bearbeitungsmethode, sobald man für sich mehr daraus macht. Bei meiner Decke habe ich z.B. ganz viele Stoffreste von alten Kinderkleidern verarbeitet, aber die Ränder habe ich aus meinen Schwangerschaftskleidern gemacht, weil ich es für mich mit dem Gedanken klarkommen mußte, daß ich nach der Eierstockkrebs-OP keine Kinder mehr bekommen würde. Es war also kein fleißig-geduldiges Vor-sich-hin-Sticheln, sondern mehr ein Hantieren mit Lebensabschnitten, Erinnerungen, Erfahrungen, Kaputtem . Die Parallele zu Deinen Spaziergängen sehe ich darin: Während ich mir mit meinen Basteleien immer wieder vor Augen führe, daß man aus Bruchstücken und Fetzen etwas Neues gestalten kann, erläufst Du Dir immer neue Wege und zeigst Dir selbst damit, daß es diese neuen Wege gibt.
Mir scheint, Deine Methode hat den Vorteil, daß die Seele vielleicht auch in der regelmäßigen Wiederholung eine Sicherheit finden kann. Ich habe mal einen sehr interessanten philosophischen Vortrag gehört, da ging es unter anderem um Teddybären: Der Teddybär, hieß es, den ein Kleinkind überall mit hinschleppt, ist ein Stück Zuhause/Vertrautes/Sicherheit/Geborgenheit. Das Kind kann sich in dieser großen verwirrenden Welt im lautesten Trubel geborgen fühlen, wenn dieser Teddy dabei ist. Mit der Zeit entwickelt man seinen "inneren Teddy", der einem Sicherheit in schwierigen oder unbekannten Situationen gibt, z.B. ein Vertrauen in bestimmte Fähigkeiten. Wenn ich das jetzt weiterspinne, hieße das, daß man durch die erschreckende Erfahrung, daß die körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte einen im Stich lassen können, seinen inneren Teddy verliert...(entschuldige bitte, falls das mit dem Teddy etwas gaga klingt...)
Liebe Beate, mein Kopf will jetzt wieder Pause machen. Ihc komme mir zur Zeit vor, wie ein Hamster: viel essen, viel schlafen... und das Laufrad? .. nun ja, Vergleiche hinken eben oft...
Sei ganz lieb gegrüßt von
Deiner Linnea