Liebe Susi,
Deine Zeilen klingen ganz und gar nicht kalt. Mir standen beim Lesen die Tränen in den Augen und ich habe deutlich Deine Sorge, Deinen Schmerz und all das gespürt.
Du bist sehr stark und tapfer und ich bin froh, dass Dich jemand auffängt, wenn Dich das Elend überrollt.
Mit Prognosen etc. ist das so eine Sache, Brustkrebs ist ungefähr so verschieden wie wir Frauen es sind. Es gibt sehr aggressive Tumore, die rasend schnell wachsen und streuen, aber es kann auch sein, dass der Tumor einfach nur nicht entdeckt wurde. Wahrscheinlich bekommst Du keine genaue Antwort auf diese Frage.
Aber vielleicht hilft es Dir und auch Deinen Eltern was ich Dir jetzt mitteile: während meiner Therapie habe ich viele Frauen kennengelernt, die Brustkrebs und Metastasen haben und deren Lebensqualität als gut einzustufen ist und die damit noch viele viele Jahre leben.
Die Situation in Deiner Familie ist noch so neu, es ist schwer so eine Diagnose anzunehmen, ich weiß wie es bei mir war: die Welt scheint einzustürzen, man ist irgendwie wie gelähmt, man hat keinen Hunger und keinen Antrieb sich um die normalen Dinge zu kümmern. Uns hat es geholfen, darüber zu reden, gemeinsam Bücher zu lesen, Diagnosen zu entschlüsseln und viel Zeit miteinander zu verbringen.
Du brauchst Dir keine Gedanken zu machen, das was Du tust, ist absolut richtig und großartig!!! Sag mal, wie alt ist Dein Bruder? Mein Sohn war bei Bekanntwerden des BK 11 J. Er ist erstaunlich gut damit umgegangen, aber es wird nicht leicht für ihn. Vielleicht könnt ihr darüber reden und auch miteinander weinen. Jungs unterliegen leider oft dem Irrtum, sie dürften das nicht, sie sprechen auch nicht von sich aus über ihre Ängste, ihre Wut und Verzweiflung.
Aber ich denke, Du wirst das Richtige tun!
Falls ich Dir helfen kann, lass es mich wissen.
So und nun fühl Dich gedrückt



Viele Grüße, Kraft, alles Gute
Heike